19.12.2011

Begriffe im Bevölkerungsschutz

Medien-Tipp: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat ein Glossar mit einer Auswahl zentraler Begriffe im Bevölkerungsschutz herausgegeben. Dieses ist in der Veröffentlichungsreihe Praxis im Bevölkerungsschutz erschienen.

Das BBK-Glossar wurde unter Berücksichtigung einschlägiger Wörterbücher und Dienstvorschriften im Bereich Bevölkerungsschutz erstellt und liegt nun nach einem intensiven Abstimmungsprozess BBK-intern sowie zwischen Bund und Ländern vor.

Neben der Definition des Begriffes „Bevölkerungsschutz“ werden weitere wichtige Begriffe in diesem Glossar zusammengestellt und definiert, nebst weiterführenden Anmerkungen dazu. Das Hauptaugenmerk liegt auf Begriffen, die bei der Aufgabenerfüllung des Bundes im BBK verwendet werden. Es kann somit Begriffe darin geben, die in anderen fachlichen Zusammenhängen oder im allgemeinen Sprachgebrauch unterschiedlich verstanden werden. Hierauf wird ggf. hingewiesen.

Das vorliegende Glossar soll ein rasch verfügbares Nachschlagewerk sein und so als Grundlage und Arbeitshilfe für alle im Bevölkerungsschutz Tätigen dienen. Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern gibt den derzeitigen Sachstand von Diskussion und Analyse wieder und kann bei Änderung von Rahmenbedingungen und neuen Erkenntnissen jederzeit angepasst werden.

Als Einschränkung ist zu erwähnen, dass das Glossar keine hierarchische Systematik (Aufgliederung in Ober- und Unterbegriffe, vgl. Thesaurus [Wikipedia]) enthält, was u.U. insbesondere für wissenschaftliche Fragestellungen sehr nützlich sein kann.

Wie beim BBK üblich, kann das Glossar als Druckversion bestellt, oder online als pdf-Datei herunterrgeladen werden.

Quelle / weiterführende Informationen:
- Internet-Meldung des BBK vom 16.12.2011
- Das BBK-Glossar als pdf oder gedruckt bestellen

Verwandte Beiträge:
- Neuer Internet-Auftritt des BBK (15.05.2011)
- Alle Artikel der Rubriken Medien-Tipp und Lexikon

24.10.2011

Hygieneüberwachung auf Kreuzfahrtschiffen

B-Gefahren: In der aktuellen Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins gibt das Robert Koch-Institut einen Überblick über die Kontrolle ansteckender Erkrankungen im internationalen Schiffsverkehr.

Ansteckende Erkrankungen an Bord von Kreuzfahrtschiffen sind gefürchtet. Sie können den Schiffsbetrieb empfindlich beeinträchtigen. Der Beitrag im Epidemiologischen Bulletin 42/2011 gibt einen Überblick über rechtliche Grundlagen und Strategien für die Sicherung der Hygiene und des Gesundheitsschutzes auf Kreuzfahrtschiffen und erläutert, wie die Einhaltung von Hygieneregeln im internationalen Schiffsverkehr überwacht wird.

Quellen / weiterführende Informationen:
- Epidemiologisches Bulletin 42/2011

Verwandte Beiträge:
- Begriffe aus der Infektionsepidemiologie (03.03.2011)
- Alle Artikel der Rubrik B-Gefahren

21.10.2011

1. Deutsch-Tschechische Rettungsdienstakademie

Rettungsdienst: Am 18. und 19.11.2011 findet in Regensburg die 1. Deutsch-Tschechische Rettungsdienstakademie statt.

Die Akademie wird vom Bundesministerium für Gesundheit gemeinsam mit dem Ministerium für Gesundheit der Tschechischen Republik, dem Bayerischen Staatsministerium des Innern sowie dem Sächsischen Staatsministerium des Innern veranstaltet und wird in der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg-Lappersdorf stattfinden.

Die Veranstaltung richtet sich an deutsche und tschechische Teilnehmer und soll einen bilateralen Erfahrungsaustausch über die rechtlichen, organisatorischen, technischen und finanziellen Voraussetzungen für eine effiziente grenzüberschreitende Hilfeleistung in Gang bringen. Derzeit verhandeln die Bundesrepublik Deutschland und die Tschechische Republik ein Rahmenabkommen zum grenzüberschreitenden Rettungsdienst.

Die Plätze sind kontigentiert, eine Anmeldung ist erforderlich.

Quellen / weiterführende Informationen:
Einladungs-Flyer (pdf, 3,6 MB)

16.09.2011

AKNZ-Jahresprogramm 2012 erschienen

Aus- und Fortbildung: Das Jahresprogramm der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) ist erschienen.

Auf über 300 Seiten stellt die Akademie ihre Veranstaltungen für 2012 vor. Wie auch die letzten Jahre werden auch wieder Kurs im blended-learning- bzw. Fernlehrgangsverfahren angeboten.

Quellen / weiterführende Informationen:
- AKNZ-Jahresprogramm 2012 (pdf, 4MB)

Verwandte Beiträge:
- Thomas Mitschke neuer Leiter der AKNZ (05.02.2011)
- Seminar Krankenhausalarmplanung in Leipzig (27.04.2011)
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19.08.2011

Warnung vor Terroranschlag mit Rizin in den USA

Terrorismus: Offizielle Stellen in den USA befürchten einen Terroranschlag mit dem extrem toxischen Pflanzengift Rizin. Der jemenitische Arm von Al-Qaida versuche demnach an Rizin zu kommen, um damit schutzige Bomben zu bestücken.

Samen der Rizinusstaude
(Quelle: Wikipedia)
Rizin wird aus den Samen der Rizinusstaude (Ricinus communis) gewonnen und hemmt die Proteinbiosynthese. Es ist ein Glykoprotein mit relativ geringer chemischer Stabilität, insbesondere bei Wärme und Trockenheit. Bereits die orale Aufnahme kleinster Mengen (entsprechend 2 -4 Samen) könnten beim Menschen tödlich sein. Noch gefährlicher ist das Gift, wenn es inhaliert oder direkt in die Blutbahn aufgenommen wird. An der Maus erhöht sich die Giftigkeit bei intravenöser Injektion um den Faktor 1000 im Vergleich zur oralen Aufnahme. Daher wird es den B- bzw. C-Waffen zugeordnet und unterliegt dem deutschen Kriegswaffenkontrollgesetz.

Beim Verschlucken der Substanz treten mit einer Verzögerung von Stunden bis Tagen treten in erster Linie gastro-intestinale Symptome auf (Erbrechen, Durchfall, evtl. auch blutig), gefolgt von Multiorganversagen, Hämolyse und Tod. Nach Inhalation kommt es dagegen zu Atemnot, Husten, Lungenödem und nachfolgendem Multiorganversagen.

Angeblich möchte sich A-Qaida die besonders hohe inhalative und parenterale (bei direkter Aufnahme in die Blutbahn) Toxizität zu nutze machen, und Rizin mittels Sprengladungen in umschlossenen Räumen ausbringen. Anschlagsziele sollen v.a. in den USA liegen.

Quellen / weiterführende Informationen:
- Artikel in der New York Times vom 12.08.2011 zum Thema (engl.)
- Wikipedia: Rizin
- Datenblatt des schweizerischen Bundesamt für Bevölkerungsschutz
- Bioterror-Informationen zu Rizin des CDC (engl.)
- Recognition, Management and Surveillance of Ricin-Associated Illness (webcast, ca. 45 min), CDC (engl.)
- ProMed mail vom 16.08.2011 (engl.)

Verwandte Beiträge
- Bio-Spreossen vs. Bio-Terror (12.06.2011)
- Analytische Task-Force: Infos für Einsatzleiter (30.01.2011)
- HEIKAT - Handlungsempfehlungen bei Terrorverdacht (21.11.2010)
- Alle Artikel der Rubrik Terrorismus

28.07.2011

EHEC-Ausbruch für beendet erklärt

B-Gefahren: Das Robert Koch-Institut hat in einer Pressemitteilung vom 26.07.2011 den EHEC/HUS O104:H4-Ausbruch für beendet erklärt.

In den letzten Wochen wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) nur noch vereinzelt Erkrankungen an EHEC/HUS übermittelt, die durch den Ausbruch bedingt waren. Der letzte Erkrankungsbeginn, der dem Ausbruch zuzuordnen ist, wurde für den 4.7.2011 übermittelt und liegt damit drei Wochen zurück. Nachdem dem RKI nun seit diesem Zeitpunkt kein neuer Erkrankungsfall bekannt geworden ist, der mit dem Ausbruch in Zusammenhang steht, betrachtet das RKI den Ausbruch als beendet.

Die drei Wochen berücksichtigen die Inkubationszeit, die Zeit für die Diagnosestellung sowie die Zeit für die Übermittlung eines Falls. „Damit ist der größte EHEC-Ausbruch in Deutschland beendet“, so Reinhard Burger, Präsident des RKI. „Meine Anerkennung gilt den vielen Beteiligten, die zur Aufklärung des Geschehens beigetragen und bei der Versorgung der Patienten so großartige Arbeit geleistet haben“.

Quellen / weiterführende Informationen:
- RKI-Presseerklärung vom 26.07.
- EHEC-Informationsseite des RKI

Verwandte Beiträge:
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- Bio-Sprossen vs. Bio-Terror (12.06.2011)
- Gedanken zur EHEC-Quelle (29.05.2011)
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24.07.2011

Doppelanschlag in Norwegen

Terrorismus: Die Terroranschläge um Oslo vom 22.07.2011, bei denen mindestens 76 Menschen den Tod fanden, wurden als Doppelanschlag ausgeführt. Dem Täter blieb für den zweiten Anschlag über eine Stunde Zeit, um beinahe 70 Menschen in einer Art Amoklauf zu erschießen.

Zunächst hatte der Attentäter Anders Breivik gegen 15:30 Uhr im Osloer Regierungsviertel offenbar selbst hergestellten Sprengstoff detonieren lassen. Hierbei entstand großer Sachschaden, in Relation zu der Sprengwirkung aber eine noch verhältnismäßig geringe Anzahl von 8 Todesopfern. Viele Menschen, die sonst in der Gegend arbeiten waren offenbar in Urlaub.

Etwa zwei Stunden später betrat der als rechtsextrem eingestufte Täter dann die Insel Utøya, auf der ein Jugendcamp der sozialdemokratischen Partei Norwegens im Gange war. Dort begann er einen beinahe 90 Minuten dauernden Amoklauf und tötete nach neuesten Erkenntnissen 68 Menschen, bevor er sich von einer Spezialeinheit der Polizei festnehmen ließ. Offenbar hatte der Attentäter auch Sprengstoff mit auf die Insel gebracht.

Damit handelt es sich aus taktischer Sicht um einen Mehrfachanschlag, wie er schon bei den Anschlägen auf den Nahverkehr in London und Madrid verübt wurde. In Oslo lag allerdings eine Latenz von ca. 1,5 Std. zwischen beiden Attentaten. Bei Mehrfachanschlägen machen sich die Täter einerseits die Überforderung der Einsatzkräfte durch mehrere nicht verbundene Einsatzorte zunutze. Gleichzeitig machen solche Mehrfachanschläge weiträumige Sicherheitsabsperrungen nötig, um nach weiteren Sprengsätzen zu suchen.

Zuletzt wurde Skandinavien im Dezember 2010 von einem Stufenanschlag in Stockholm heimgesucht, bei dem ein Täter zeitlich versetzt am gleichen Ort zwei Bomben zündete.

Die große Anzahl an Todesopfern bei dem Amoklauf auf der Insel erklärt sich u.a. aus folgenden taktischen Betrachtungen:
1. Die geographische Lage des Anschlagsorts: Eine Insel bietet naturgemäß wenig Raum zur Flucht, gleichzeitig war die anrückende Polizei nicht mit eigenen Mitteln in der Lage dorthin überzusetzen. In den Presseberichten ist auch keine relevante Beteiligung der organisierten Wasserrettung erwähnt. Möglicherweise hätte eine frühere Alarmierung entsprechender Wasser- oder Luftfahrzeuge das Intervall bis zum Eingreifen der Sicherheitskräfte verkürzen können. Eine isolierte geographische Lage muss folglich als Risikofaktor für einen Terrorakt gewertet werden.

2. Nach unbestätigten Presseberichten wurden die ersten Notrufe von der Insel mit Verweis auf die Vorgänge in Oslo abgewiesen, was zu einer verzögerten Alarmierung geführt haben könnte. Sollte sich dies als zutreffend erweisen, waren die Behörden wohl möglichen Zweitanschlägen gegenüber nicht sensibilisiert genug.

3. Die ersteintreffenden Polizeikräfte haben nicht sofort eingegriffen, sondern auf die Verstärkung aus Oslo in Form einer Spezialeinheit gewartet. Diese zögernde Haltung gibt dem Täter bei einer Amoklage Zeit, seine Tat ungestört fortzusetzen. Diese Erkenntnis hat bei der Polizei hierzulande zu einer Änderung der Einsatztaktik geführt: Statt auf Verstärkung zu warten haben die Beamten mehr und mehr die Order, so früh wie möglich einzugreifen, ohne zunächst auf Spezialkräfte zu warten.

Quellen / weiterführende Informationen:
- Chronologie des Doppelanschlags auf spiegel.de vom 24.07.2011

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- MANV-Ausbildung und -Taktik in Israel: "Was nicht einfach ist funktioniert einfach nicht." (02.10.2010)
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Änderungsprotokoll:
26.07.2011
Anzahl der Todesopfer gemäß neueren Erkenntnissen aktualisiert. Weitere kleinere Details eingefügt

23.07.2011

Naturkatastrophen-Rekordjahr 2011

Naturkatastrophen: Eine ungewöhnliche Häufung schwerster Naturkatastrophen macht 2011 bereits nach Ablauf der ersten Hälfte zum schadenträchtigsten Jahr aller Zeiten. Die wirtschaftlichen Schäden von rund 265 Mrd. US$ bis Ende Juni übertreffen bereits die Summe des bisher teuersten Jahres 2005 (220 Mrd. US$ im Gesamtjahr) bei weitem. Das berichtet die Münchner Rückversicherung in einer Pressemeldung.

Kaum ein Jahr vergeht, in dem die Münchner Rück nicht neue Negativ-Rekordmeldungen aus dem Bereich Naturkatastrophen herausbringt: 2005 und 2008 gleichauf die bisher größten Schäden, 2010 so viele Tote wie noch nie und gleichzeitig das bisher wärmste Jahr. Neu ist, dass in 2011 der Rekord bereits nach einem halben Jahr aufgestellt ist.

Den größten Teil zu den Schäden trug das Erdbeben in Japan vom 11. März mit einem gesamtwirtschaftlichen Schaden von 210 Mrd. US$ bei. Das mit einer Magnitude von 9,0 stärkste je in Japan registrierte Beben ist damit auch die teuerste Naturkatastrophe aller Zeiten – noch teurer als Hurrikan Katrina im Jahr 2005 mit wirtschaftlichen Schäden in Höhe von damals 125 Mrd. US$. Danach folgen in der Schadensreihenfolge das Erdbeben in Neuseeland vom Februar, die Unwetter in den USA vom April, die Überschwemmungen in Australien im Dezember 2010/ Januar 2011 und wieder die USA mit den Tornados im Mai.

Was die Zahl der Todesopfer betrifft liegen die ersten sechs Monate 2011 mit 19.380 glücklicherweise unter dem Durchschnitt von 52.900 (10-Jahresdurchschnitt für das erste Halbjahr). Den traurigen Rekord hält in diesem Zusammenhang das vergangene Jahr 2010 mit 230.300 Naturkatastrophen-Toten, geprägt durch das Erdbeben in Haiti.

Quellen / weiterführende Informationen:
- Presseerklärung der Münchner Rück vom 12.07.2011
- Weltkarte der Naturkatastrophen Jan - Jun 2011

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20.07.2011

Sicherheits-Leitfaden für Großveranstaltungen in NRW

Notfallvorsorge: Das Ministerium für Inneres und Kommunales (MIK) des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) hat einen Leitfaden für die sicherheitstechnische Behandlung von Großschadensereignissen herausgegeben.

In dem Leitfaden werden sicherheitsrelevante Schritte für die Planung, Genehmigung, Durchführung und Nachbereitung von Großveranstaltungen geregelt. Wird im Rahmen der Planung ein erhöhtes Gefährdungspotenzial durch die Veranstaltung festgestellt, muss der Veranstalter ein umfangreiches Sicherheitskonzept vorlegen, welches mit diversen Gremien abgestimmt werden muss.

Der vorliegende Leitfaden hat allerhand Schwächen. Das Verfahren ist bürokatisch (Bestimmung einer federführenden Stelle (von wem?), welche wiederum eine zentrale genehmigende Stelle bestimmt etc.), und das Dokument trägt handwerkliche Fehler (keine Angaben zu Autor, Datum oder Version, Besprechungsdaten sind falsch zitiert). Die Frage wer welche Kosten zu tragen hat wird nicht behandelt. Auch fragt man sich, wie der Veranstalter sinnvoll eine "Ablaufbeschreibung zu besonderen Lagen (Massenanfall von Verletzten, Unwetter, Feuer, Bombendrohung, Überfüllung usw." erstellen soll. Es entsteht der Eindruck, dass hier mit heißer Nadel gestrickt wurde.

Sinnvoll erscheint dagegen die obligate, detailliert geregelte Nachbereitung von Großveranstaltungen zum Zwecke der Qualitätssicherung.

Quellen / weiterführende Informationen:
- Leitfaden des MIK für die Planung, Genehmigung, Durchführung und Nachbereitung von Großveranstaltungen im Freien mit erhöhtem Gefährdungspotenzial vom 13.07.2011
- Homepage des MIK zur Genehmigung von Großveranstaltungen

Verwandte Beiträge:
- DINK 2011: Erfahrungen von der Loveparade 2010 (15.03.2011)
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17.07.2011

Studierende profitieren von Katastrophenmedizin-Ausbildung

Aus- und Fortbildung: Im Jahr 2009 führte die Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Regensburg erstmals ein Seminar in Katastrophenmedizin für Medizinstudenten / -innen durch. In einem Beitrag in der Zeitschrift Notfall und Rettungsmedizin konnten wir nun zeigen, dass die Teilnehmer einen nachweislichen Lernerfolg verzeichnen konnten.

Die Teilnehmer wurden vor und nach dem Seminar zu Ihrer Einsellung zur Katastrophenmedizin und zu ihrer Selbsteinschätzung in Bezug auf katastrophenmedizinisches Wissen befragt. Dabei zeigten sich deutliche, statistisch signifikante Verbesserungen in der Eigenwahrnehmung der Kompetenz, während die Einstellung zur Katastrophenmedizin unverändert blieb.

In dem Artikel leiten die Autoren aus ihren Erfahrungen auch Verbesserungsvorschläge für das Mustercurriculum zur katastrophenmedizinischen Studentenausbildung ab: Die beiden Dekontaminationsübungen sollten zusammen gefasst, Planspiele zum Massenanfall von Verletzten könnten eingeführt werden, und eine zentrale Unterstützung der Unis, beispielsweise durch die Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ), könnte zu einer besseren Verbreitung derartiger Lehrangebote beitragen.

Das nächste Seminar Katastrophenmedizin in Regensburg findet vom 22. bis 26.08.2011 als Blockveranstaltung statt und wird inzwischen als Wahlpflichtfach anerkannt. Für Studierende an der Uni Regensburg sind noch Plätze frei.

Quellen / weiterführende Informationen:
- Dittmar et al. (2011) Studentische Ausbildung in Katastrophenmedizin. Notfall und Rettungsmedizin. DOI: 10.1007/s10049-011-1465-5
- Bundesamt Für Bevölkerungsschutz Und Katastrophenhilfe (2006) Konzept zur katastrophenmedizinischen Ausbildung an deutschen Hochschulen.

Verwandte Beiträge:
- Studentische Ausbildung in Katastrophenmedizin in Regensburg (02.01.2010)
- 2. Tübinger Sommerakademie Katastrophenmedizin und humanitäre Hilfe (30.03.2011)
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07.07.2011

EHEC-Ausbruch aufgeklärt: Sprossen aus Ägypten sind Quelle

B-Gefahren: Die deutschen Gesundheitsbehörden haben sich festgelegt: Nach intensiver epidemiologischer Aufarbeitung des Ausbruchsgeschehens in Norddeutschland und Frankreich mit dem Coli-Bakterium O104:H4 sind mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Ägypten importierte Kleesprossen Quelle der Infektionen.

In einer gemeinsamen Presseerklärung von Robert-Koch-Institut, Bundesinstitut für Risikobewertung und Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit heißt es:

EHEC-Bakterien des Ausbruchsstammes O104:H4. Raster-Elektronenmikroskopie. Maßstab: 1 µm. Quelle: Holland, Laue (Robert Koch-Institut)
"Bestimmte Chargen von aus Ägypten stammenden Bockshornkleesamen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit für die EHEC O104:H4-Ausbrüche in Deutschland und Frankreich verantwortlich. Grundlage für die Aufklärung waren epidemiologische Untersuchungen sowie die Rück- und Vorwärtsverfolgung von Samenlieferungen durch eine eigens dafür gegründete deutsche EHEC-Task Force" [1].

Und weiter:
"Das EHEC O104:H4-Ausbruchsgeschehen in Deutschland konnte aufgeklärt werden: Ursache sind mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Ägypten importierte Bockshornkleesamen, die mit EHEC O104:H4 kontaminiert sind und aus denen in einem niedersächsischen Gartenbaubetrieb Sprossen hergestellt wurden. Der Verzehr dieser Sprossen hat dann zu den Erkrankungen geführt. Teilweise sind auch von Menschen übertragene Sekundärinfektionen aufgetreten" [1].

Der Ausbruch in Bezug auf das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) der bisher weltweit größte dokumentierte. Der Erkrankungsgipfel war um den 22.05.2011 zu verzeichnen, seither ist die Inzidenz rückläufig.

Die Behörden betonen, dass auch in Zukunft mit weiteren Ausbrüchen des aktuellen Stamms zu rechnen sei, und zwar durch direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung auf dem Wege einer Schmierinfektion, als auch über durch erkrankte Personen kontaminierte Lebensmittel.

Quellen / weiterführende Informationen:
[1] Presseerklärung des RKI vom 05.07.2011

Verwandte Beiträge:
- Bio-Sprossen vs. Bio-Terror (12.06.2011)
- Gedanken zur EHEC-Quelle (29.05.2011)
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02.07.2011

Seminar zum Schutz von Energieinfrastrukturen in Berlin

Aus- und Fortbildung: Am 29. und 30. September 2011 findet in Berlin ein Seminar zum Thema "Schutz nationaler kritischer Energieinfrastrukturen in Europa" statt. Veranstalter ist die Europäische Akademie für Steuern, Wirtschaft und Recht.

Eine große Herausforderung für nationale kritische Infrastrukturen ist, den Zusammenbruch der Energieinfrastruktur in Europa zu verhindern. Was sind die besten Strategien, um auf Zwischenfälle im Energiebereich bestmöglich vorbereitet zu sein? Wie kann man privat-öffentliche Partnerschaften etablieren, um kritische Energieinfrastrukturen zu schützen? Auch für Unternehmen ist es wichtig die uneingeschränkte Funktionalität ihrer Energieinfrastruktur zu garantieren.

Daher wurde dieses Seminar mit folgenden Themen konzipiert:
• Schutz kritischer Energieinfrastruktur auf europäischer Ebene
• Wie steuert man die Risiken von Naturkatastrophen?
• Bewältigung von Cyber-Bedrohung in Energie-Kontroll-Zentren
• Privat-Öffentliche Partnerschaften (PPP), um nicht-nukleare kritische Energieinfrastrukturen vor Sicherheitsrisiken zu schützen
• Aktuelle Herausforderungen für die Notfallplanung bei natürlicher oder menschlicher Bedrohung

Zusätzlich zu Präsentationen, Diskussionsrunden und Erfahrungsberichten ist das Seminar sehr praxisorientiert ausgerichtet mit Fallstudien, interaktiven Workshops und Praxisbeispielen.

Das Seminar richtet sich an Betreiber kritischer Energieinfrastrukturen aus dem öffentlichen und privaten Bereich, der öffentlichen Verwaltung auf nationaler, regionaler und städtischer Ebene, an Energieunternehmen und Agenturen, IKT, den Telekommunikations- und Transportsektor an der Schnittstelle zum Energiesektor und der Energieinfrastruktur. Des Weiteren sind Anbieter für technische Sicherheitsausstattung, Berater im Bereich Schutz kritischer Energieinfrastrukturen sowie, Krisenmanager und der Bereich Energie und öffentliche Sicherheit angesprochen.

Die Konferenzsprache ist Englisch. Die Teilnahmegebühren beginnen bei 1.177 €; Frühbucherrabatte gibt es bis zum 30. Juli.

Verwandte Artikel:
- Fachtagung zur Infektionsepidemiologie in Bielefeld, 12. - 16.09. (03.05.2011)
- Kritische Infrastruktur in Europa aus U.S.-Sicht (WikiLeaks) (12.12.2010)
- Alle Beiträge der Rubriken Aus- und Fortbildung und kritische Infrastruktur

Quellen / weiterführende Informationen:
- Link Pogrammbroschüre
- KatNet Mailingliste

12.06.2011

Bio-Sprossen vs. Bio-Terror

Kommentar: Die Gesundheitsbehörden melden Vollzug: Die EHEC-Quelle sei identifiziert. Kontaminierte Sprossen im Müll einer erkrankten Familie seien der entscheidende Nachweis. Von einer stichhaltigen Beweiskette kann allerdings keine Rede sein.

Epidemiologische Untersuchungen belegen ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko für Personen die Sprossen verzehrt hatten. Ein Herstellungsbetrieb in Norddeutschland wurde stillgelegt, ohne dass jedoch ein einziger EHEC nachgewiesen wurde. So weit, so schwammig.

Als Beweis für die These, dass doch Sprossen die Infektionsquelle sind, wird eine bereits geöffnete Packung des erwähnten Bio-Erzeugers aus einer betroffenen Familie herangezogen, in der die Shiga-Toxin produzierenden Coli-Bakterien gefunden wurden. Kurz zuvor wurde der Fund von ebenfalls kontaminierten Gurkenresten im Müll bekannt, dem aber zu Recht keine Bedeutung beigemessen wurde. Hier wurde von einer Verschmutzung während der Zubereitung des Gemüses ausgegangen, bei den Sprossen ist die Interpretation aber eine ganz andere.

Der Drang die Bevölkerung zu beruhigen ist groß, das ist durchaus verständlich; nicht zuletzt um die hart getroffene Landwirtschaft nicht noch weiter in den Graben zu fahren, zumal es keinerlei Hinweise gibt, dass EHEC auf deutschen Feldern wächst.

Mich kann die rasche Entwarnung aber nicht vollends überzeugen. Dafür war die Suche nach der Infektionsquelle zu mühsam und zu viele Fragen bleiben offen. Ohne dass ich mich unter die Verschwörungstheoretiker mischen möchte, halte ich eine vorsätzlich menschengemachte Epidemie für immer noch denkbar. Wir Profis im Bevölkerungsschutz sollten uns nicht vorschnell einlullen lassen und aufmerksam bleiben. Lasst uns nachdenken ob wir unsere Vorbereitung auf das Auftreten eines neuerlichen EHEC-Ausbruchs nicht noch verbessern können.

Weiterführende Informationen:
- Homepage des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de
- SOP für den Umgang mit EHEC-Verdachtsfällen im Bayerischen Roten Kreuz

Verwandte Beiträge:
- Gedanken zur EHEC-Quelle (29.05.2011)
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05.06.2011

BSI-Newsletter 02/2011

Nachricht: Der Newsletter des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Ausgabe 2, ist erschienen.

Aktuelle Themen sind unter anderem:
- Cyber-Abwehrzentrum
- De-Mail-Gesetz in Kraft getreten
- Sichere Umgebung für das Internetsurfen
- Verschlüsselung: Gpg4win 2.1.0
- Cloud Computing
- Commerce
- Studienergebnisse zum Thema BioKeyS veröffentlicht
- Beweiswerterhaltung kryptographisch signierter Dokumente
- BSI-Standards zur sicheren Anbindung von lokalen Netzwerken an das Internet
- Webkurse zum IT-Grundschutz

Der Newsletter kann hier abgerufen werden:
www.bsi.bund.de/ContentBSI/Aktuelles/newsletter/nl02_2011.html

Verwandte Beiträge:
- Cyber-Abwehrstrategie für Deutschland (09.03.2011)
- Lagebericht zur IT-Sicherheit (29.12.2010)
- Alle Artikel der Rubrik Kritische Infrastruktur

29.05.2011

Gedanken zur EHEC-Quelle

B-Gefahren: Wie es zur Kontamination der spanischen Gurken mit dem EHEC-Erreger kam ist weiterhin rätselhaft. Ich frage mich, ob die offiziellen Stellen in Erwägung ziehen, dass es sich hierbei um einen bio-terroristischen Anschlag handeln könnte.

Weit hergeholt? Nach allem was wir wissen sicherlich. Aber analysieren wir den Ausbruch doch mal auf seine Eignung als Terrorakt: Man nehme eine Kultur von entero-hämorrhagischem E. coli (EHEC), kontaminiere damit einen LKW voll Gemüse, und ehe man es sich versieht hat man über 1.000 Infizierte und ein Gesundheitssystem, das stellenweise an den Rand seiner Leistungsfähigkeit gedrängt wird. Der einzige "Nachteil" (aus terroristischer Sicht) ist die vergleichsweise geringe Letalität von ca. 1 % (bezogen auf die bekannt gewordenen Fälle).

Wenn das stimmt, warum hat sich dann bisher niemand öffentlich zu einem solchen Anschlag bekannt? Vielleicht, weil es sich nur um einen Testlauf vor einer größeren Aktion handelt...

Möglicherweise sollte überlegt werden, EHEC und seine gastroenteritischen Verwandten in die Liste der üblichen Bio-Terror-Verdächtigen aufzunehmen, und, wie man so schön sagt, in wirklich alle Richtungen zu ermitteln.

Weiterführende Informationen über EHEC:
- Internetseiten des Robert-Koch Instituts (www.rki.de, EHEC-Seiten)

Verwandte Beiträge:
- Forschungsförderung Lebensmittelsicherheit (30.04.2011)
- Terrorverdächtige Aktivitäten melden (07.06.2010)
- Alle Artikel der Rubriken B-Gefahren und Terrorismus

27.05.2011

Bevölkerungsschutz-Magazin 02/2011 erschienen

Nachricht: Die kürzlich erschienene zweite Ausgabe des Bevölkerungsschutz-Magazins befasst sich mit dem Thema Risikomanagement.




Die Themen der Beiträge:

Risikomanagement
- Nach der Krise ist vor der Krise: Risiko- und Krisenmanagement im Bevölkerungsschutz – die Verbindung von Fähigkeiten vor und nach einer Krise
- Daueraufgabe Risikoanalyse: Ein unverzichtbares Instrument für das Risikomanagement
- Naturgefahren und -risiken: Risikomanagement und Governance
- Resilienz – wie widerstands- und anpassungsfähig sind wir? Die Verbindung von Aspekten des Risiko- und Krisenmanagements im BBK
- Kooperation ist gefragt: Risikomanagement am Beispiel der Stromversorgung
- Weltraumwetter: Neue Herausforderungen für den Bevölkerungsschutz?
- Neuorientierung: Risikomanagement und Notfallplanung – wichtige Elemente in der Katastrophenvorsorge Chinas
- Die Projektgruppe BauProtect: Neue Wege jenseits klassischer (Bau-)Normen

Krisenmanagement
- Havarie an der Loreley: Ein Beispiel für ebenen- und ereichsübergreifendes
Krisenmanagement

Das Magazin kann auf den Internetseiten des BBK heruntergeladen oder bestellt werden.

Verwandte Artikel:
- Methode zur Risikoabschätzung (17.05.2010)
- Risiko (Lexikon) (20.03.2011)
- Neuer Internetauftritt des BBK (15.05.2011)

15.05.2011

Neuer Internet-Auftritt des BBK

Nachricht: Unter der bekannten Adresse www.bbk.bund.de hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) die überarbeitete Internetseite frei geschaltet. Neu auf der Startseite ist ein direkter Zielgruppeneinstieg.

Das jetzt neu auf der Website angebotene Glossar definiert und erklärt Fachbegriffe aus dem Bevölkerungsschutz. Der neue Bereich „Aktuelles und Presse“ bietet einen verbesserten Service für Medienvertreter. In der Mediathek stehen druckfähiges Bildmaterial und Filme zum Herunterladen bereit.

„Mit dem neuen Internetauftritt ist es gelungen, unsere Bevölkerungsschutzinformationen noch kompakter und benutzerfreundlicher anzubieten.“, sagte BBK-Präsident Christoph Unger. 2005 ist www.bbk.bund.de online gegangen. Mit der Überarbeitung wurde die Internetseite an die gewachsenen Bedürfnisse der Internetnutzer angepasst.

Quelle / weiterführende Informationen:
- www.bbk.bund.de

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- Thomas Mitschke neuer Leiter der AKNZ (05.02.2011)
- Alle Beiträge der Rubrik Nachricht

09.05.2011

Neues Bunyavirus verursacht schweres Fieber und Thrombopenie in China

B-Gefahren: Ein in China neu entdecktes Virus scheint für zahlreiche schwer verlaufende Erkrankungen mit Fieber und Thrombozytopenie (severe fever with thrombocytopenia syndrome, SFTS) verantwortlich zu sein. Die Letalität der identifizierten Fälle liegt bei etwa 12 %.

Die chinesischen Gesundheitsbehörden konnten bei 171 von 241 Patienten mit STFS ein bisher unbekanntes Phlebovirus aus der Familie der Bunyaviridae nachweisen. Ein ähnlichs Virus fand sich in Zecken aus der Umgebung der Erkrankten, so dass eine entsprechender Infektionsweg angenommen wird. Es gibt bisher keine Hinweise für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung.

Die Erkrankung befiel Erwachsene ab dem 40. Lebensjahr und präsentiert sich mit akutem hohem Fieber, gastro-intestinalen Symptomen, Thrombo- und Leukozytopenie (erniedrigte Blutplättchen und weiße Blutkörperchen) und schließlich Multiorganversagen. Eine spezifische Therapie existiert nicht.

Es ist anzunehmen, dass das STFS-Virus bereits längere Zeit in Zentral- und Nordchina endemisch [Lexikon] ist, und erst jetzt aufgrund intensivierter epidemiologischer Überwachung ("surveillance") fieberhafter Erkrankungen entdeckt wurde.

Quellen / weitere Informationen:
- Fever with Thrombocytopenia Associated with a Novel Bunyavirus in China. N Engl J Med 2011; 364:1523-1532 (kostenfreier Volltext)

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- Q-Fieber-Ausbruch in Hessen und NRW (26.02.2011)
- Begriffe aus der Infektionsepidemiologie (03.03.2011)
- Alle Artikel der Rubrik B-Gefahren

06.05.2011

Evidence Aid - Wissen was wirklich hilft

Forschung: Im Evidence Aid Project (zu deutsch etwa: Projekt wissenschaftlich belegte Hilfe) stellt die Cochrane Collaboration Übersichten über gesichertes medizinisches Wissen für spezielle Situationen rund um Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe zur Verfügung.

Gut gemeint ist nicht automatisch gut wirksam. Gerade wenn Ressourcen knapp sind und die Zeit drängt sollte jeder Euro und jede Arbeitsstunde aber bestmöglich investiert sein. Welche Interventionen nach Natur- oder sonstigen Katastrophen tatsächlich geeignet sind, Leben zu retten und Leid abzuwenden, versucht die Cochrane Collaboration im Evidence Aid Project zu beantworten.

Auf der Projekt-Homepage gibt die Organisation zu aktuellen Unglücksszenarien von internationaler Bedeutung einen Überblick über die medizinisch-wissenschaftliche Studienlage. Die Inhalte können Regierungsstellen und Hilfsorganisationen bei der Planung ihrer Katastrophenhilfe unterstützen.

Auf der Liste stehen Übersichten zu (alle Inhalte auf Englisch):
- Posttraumatischer Belastungsstörung [KatMedBevSchtz-Lexikon]
- Erdbeben- / Tsunami-Katastrophe in Japan
- Allgemeine Erdbeben-Ressourcen
- Tranexamsäure und Trauma [s.a. KatMedBevSchtz-Blog vom 18.04.2011]
- Überschwemmungen und Trinkwasserhygiene
- Behandlung von Verbrennungen

Quelle / weiterführende Informationen:
- The Evidence Aid Project

Verwandte Beiträge:
- Tranexamsäure rettet blutende Traumapatienten (18.04.2011)
- Innovationspreis für Wasserrucksack PAUL (06.04.2011)
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03.05.2011

Fachtagung zur Infektionsepidemiologie in Bielefeld, 12.-16.09.11

B-Gefahren: Die Universität Bielefeld richtet im September zwei epidemiologische Fachtagungen aus. Vom 12. - 16. September findet die 13. International Summer School "Infectious Disease Epidemiology" statt, zeitgleich wird die 3. Summer School "Spatial Epidemiology in Megacities" abgehalten.

Die Sommerakademie Infektionsepidemiologie wird vom Institut für Innovationstransfer an der Universität Bielefeld GmbH (IIT) in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld veranstaltet. Das Angebot ist als Trainingskurs für Methodenwissen aus dem Bereich der Epidemiologie zu verstehen. Die Unterrichtssprache ist englisch.

Folgende Themen sind geplant:
- Modern epidemiological methods for infectious diseases
- Outbreak investigation and surveillance
- Mathematical modelling, Introduction to SPSS for data analysis and basic health statistics
- Health economical evaluations
- Vaccinations
- (Re-)emerging infections due to climate change and tuberculosis
- Antibiotic resistance and nosocomial infections
- STDs including HIV/AIDS and viral hepatitis B/C
- Pandemic influenza 2009/2010 A (H1/N1)

Quellen / weiterführende Informationen:
- Homepage Summer School IDE

Die Parallelveranstaltung "Spatial Epidemiology in Megacities: Statistical and Spatial Analysis of Health Under a Changing Climate" findet nach ähnlichem Muster statt. Die Inhalte:

After completing the course, our participants will be able:
- to understand the multidisciplinarity of health problems in megacities
- to reflect upon concepts of vulnerability and resilience in a theoretical and empirical sense
- to approach concepts of population projection, epidemiological and demographical transitions
- to apply statistical techniques (e.g. logistic regressions) which are commonly used in health sciences
- to apply geospatial techniques (e.g. spatial analyses and modelling) which are commonly used in geography
- to work more effectively in collaboration with other disciplines for investigating multidisciplinary problems to develop sustainable strategies for the improvement of living conditions in megacities

Quelle / weiterführende Informationen:
- Homepage Summer School Megacities

Verwandte Beiträge:
- Begriffe aus der Infektionsepidemiologie (03.03.2011)
- Fachtagungen zur IT-Sicherheit (15.04.2011)
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30.04.2011

Forschungsförderung Lebensmittelsicherheit

Forschung: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat ein Förderprogramm zum Thema "Sicherung der Lebensmittel und Lebensmittel-warenketten" im Rahmen des Programms "Forschung für die zivile Sicherheit" bekannt gegeben.

Diese Bekanntmachung ist im Zusammenhang mit dem "Aktionsplan Verbraucherschutz in der Futtermittelkette" und den "Strategien der Lebensmittelsicherheit" des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, mit dem Masterplan "Güterverkehr und Logistik" der Bundesregierung und der "Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030"des BMBF zu sehen.

Gefördert werden Verbundprojekte, die innovative Lösungen für die Sicherheit der Lebensmittel und Lebensmittelwarenketten erforschen und entwickeln, um damit den Schutz der Gesellschaft vor Bedrohungen, die durch Terrorismus, organisierte Kriminalität, Naturkatastrophen, technische Großunfälle u. a. ausgelöst werden, zu verbessern. Die Projekte müssen über den aktuellen Stand der Forschung hinausgehen. Ausgangspunkt soll eine existierende oder sich künftig abzeichnende Bedrohungslage unter Berücksichtigung der Ausfallrisiken und unter Einbeziehung möglicher Folgeeffekte sein, wie z. B. Versorgungsengpässe in Folge des Ausfalls von Produktionsprozessen oder die Ausbreitung von Krankheiten nach der Infektion der Bevölkerung mit einem Krankheitserreger.

Zu berücksichtigen sind bei den Projektvorschlägen die Aspekte der Prävention, Früherkennung, Reaktion und Schadensbegrenzung. In die Betrachtungen sollen Technologien und Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit von Lebensmitteln und ihrer Ausgangsstoffe ebenso einbezogen werden wie Konzepte zur Sicherung der Lebensmittelwarenkette von der Produktion bis hin zum Verbraucher.

Deadline: 30.06.2011 (ohne Gewähr)

Quellen / weiterführende Informationen:
- Bekanntmachung des BMBF vom 14.04.2011
- Forschung für die zivile Sicherheit

Verwandte Beiträge:
- Förderung für deutsch-israelische Forschungsprojekte (02.04.2011)
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27.04.2011

Seminar Krankenhausalarmplanung in Leipzig

Aus- und Fortbildung: Am 02. April fand in Ursberg ein Mensch bei einem Krankenhausbrand den Tod. Zur gleichen Zeit bildeten sich Katastrophenbeauftragte aus dem ganzen Bundesgebiet in Leipzig zu Fragen der Krankenhausalarmplanung fort, um sich gegen solche Szenarien zu wappnen.

Das Seminar mit dem Titel "Krankenhausalarmplanung - Schnelleinstieg" wurde von der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) organisiert, vertreten durch Dr. Heinrich Knoche (AKNZ) und Detlef Cwojdzinski (Senatsverwaltung Berlin). Veranstaltungsort war das alt-ehrwürdige Krankenhaus St. Georg in Leipzig. In eineinhalb Tagen wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Basics des Managements interner und externer Schadenslagen im Krankenhaus vertraut gemacht.

Highlights waren zum einen der Vortrag von Carsten Baeck zur systematischen Risikoanalyse in Krankenhäusern und zum anderen die Vorträge der Herren Cwojdzinski und Co. zum Thema Dekontamination am Krankenhaus. Etwas konkreter hätten die Seminarteile zu den internen Gefahrenlagen ausfallen können.

Im Rahmen des Seminars wurde auch bekannt gegeben, dass zur Jahresmitte der dritte Band des von Herrn Cwojdzinski herausgegebenen "Leitfaden Krankenhausalarmplanung" erscheinen wird. Er trägt den Titel "Training" und schließt eine Lücke im bisherigen Werk, in dem Fragen der Ausbildung und Beübung von Katastrophenplänen nur marginalen Raum einnehmen.

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24.04.2011

Osterwetter bringt hohe Waldbrandgefahr

Naturkatastrophen: Das sonnige Osterwetter lässt die Waldbrandgefahr bundesweit in die höchsten Gefahrenkategorien steigen.

Der Deutsche Wetterdienst veröffentlicht in den Sommermonaten eine täglich aktualisierte Lagedarstellung zur Waldbrandgefahr sowie Prognosen für die kommenden Tage, basierend auf dem sog. Waldbrandgefahrenindex M-68. Für die Landkreise der einzelnen Bundesländer werden die jeweiligen Werte tabellarisch angeboten.

Quelle / weiterführende Informationen:
- DWD Waldbrandgefahrenindex

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat in einer aktuellen Meldung Verhaltenstipps bei Waldbrandgefahr zusammengestellt:
- BBK-Meldung vom 21.04.2011

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- 2010 wärmstes Jahr der Geschichte (24.01.2011)
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21.04.2011

2. Interdisziplinäres FRIAS-Symposium, 04. - 06.05. in Freiburg

Aus- und Fortbildung: Vom 4. bis 6. Mail findet in Freiburg das 2. Interdisziplinäre Symposium des Freiburger Institute for Advanced Studies (FRIAS) mit dem Titel "Katastrophen" statt.

Das 2. Interdisziplinäre FRIAS-Symposion beleuchtet das Phänomen "Katastrophe" aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. Es eröffnet den weitgespannten Dialog zwischen den Geistes-, Sozial- sowie Naturwissenschaften und orientiert sich in der Abfolge seiner Sektionen an einem idealtypischen Verlaufsschema katastrophischer Ereignisse von deren ersten Indikatoren bis hin zu ihrer Verarbeitung und Bewältigung (Vorhersage, Zusammenbruch, Reorganisation, Lehren aus der Krise). Das thematische Spektrum reicht von der biblischen Apokalypse über Naturkatastrophen und neurologische Krisen bis hin zu kollabierenden Finanzmärkten.

Eröffnet wird das Symposion mit einem Vortrag des renommierten Mathematikers Prof. Dr. Florin Diacu zum Thema "Before Tragedy Strikes: The Quest to Predict Megadisasters".

Quellen / weitere Informationen:
- hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=16133
- FRIAS-Homepage

Verwandte Beiträge:
- Vorhersage von Katastrophen (14.01.2010)
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18.04.2011

Tranexamsäure rettet blutende Traumapatienten

Forschung: Traumapatienten mit unkontrollierbarer Blutung profitieren bisher nicht von einer präklinischen Notfalltherapie, sondern nur von einer möglichst raschen chirurgischen Blutstillung in der Klinik. Die möglichst frühe Gabe des Medikaments Tranexamsäure kann aber helfen, Traumapatienten vor dem Verbluten zu retten.

Die sogenannte CRASH-2-Studie konnte zeigen, dass der Einsatz von Tranxamsäure bei Traumapatienten, die aktiv bluten oder ein hohes Risiko hierfür haben, innerhalb von 8 Stunden nach dem Trauma die Sterblichkeit senkt [1]. Hierfür wurde den Patienten ein Bolus von 1 g über 10 Min. verabreicht, gefolgt von einer Dauerinfusion von 1 g über 8 Stunden. In diese multizentrische, randomisierte, doppelblinde, Plazebo-kontrollierte Studie wurden über 20.000 Patienten eingeschlossen.

In einer kürzlich veröffentlichten Nachauswertung der Studie wurde festgestellt, dass dieser Effekt auf der Verhinderung von Todefällen durch Verbluten beruht, und um so ausgeprägter ist, je früher die Behandlung gegonnen wird.

Bekommen blutungsgefährdete Traumapatienten bereits innerhalb der ersten Stunde Tranexamsäure verabreicht, so sinkt ihr Sterberisiko um 31 %. Es müssen 42 Patienten behandelt werden, um ein Leben zu retten (number needed to treat (NNT) = 42). Wird die Behandlung später als eine Stunde nach Trauma initiiert, ist der Nutzen weniger stark ausgeprägt. Beginnt die Behandlung später als 3,5 Stunden ist das Risiko zu verbluten sogar erhöht [2].

Gerade in ländlichen Gebieten schaffen es die wenigsten polytraumatisierten Patienten innerhalb einer Stunde im Krankenhaus versorgt zu werden. Daher ist der Einsatz von Tranxamsäure (zumindest die Gabe des initialen Bolus von 1 g) bereits im Rettungsdienst eine ernst zu nehmende Option. Auch im Katastrophenfall könnte Tranexamsäure helfen, die Zeit bis zur definitiven Blutstillung im OP zu überbrücken.

Tranexamsäure hemmt die Fibrinolyse, also die körpereigene enzymatische Auflösung von Blutgerinnseln, und unterstützt so die Blutgerinnung. Es wird routinemäßig in der Herzchirurgie eingesetzt um den Transfusionsbedarf zu senken. Es ist gut verträglich, hat eine große therapeutische Breite, und wird auch zur Behandlung von bedrohlichen Blutungen unter Fibrinolyse-Therapie eingesetzt. In Deutschland ist Tranexamsäure unter dem Namen Cyklokapron im Handel. 2 g kosten lt. Rote Liste knapp 26,- €. Bei einer NNT von 42 muss man also ca. 1090,- € einsetzen um ein Leben zu retten.

Quellen / weiterführende Informationen:
- The Lancet-Homepage zur CRASH-2-Studie
[1] CRASH-2-Studie, Lancet 376 (2010): 23-32 (pdf, englisch, freier Volltext)
[2] Nachanalyse zu CRASH-2, Lancet 377 (2011): 1096-1101 (pdf, englisch, freier Volltext)

Verwandte Artikel:
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- Meldepflicht für Notärzte bei Mischung von Fertigarzneimitteln (10.05.2010)
- Alle Beiträge der Rubriken Forschung und Rettungsdienst

Bitte auch die rechtlichen Hinweise beachten!

15.04.2011

Fachtagungen zur IT-Sicherheit

Kritische Infrastruktur: Zwei Fachtagungen beschäftigen sich im Mai mit dem Thema Sicherheit in der Informationstechnologie (IT): Der IT-Grundschutztag in Sankt Augustin am 04.05. und der 12. Deutsche IT-Sicherheitskongress, der vom 10.-12. Mai in Bonn stattfindet.

Der IT-Grundschutztag zum Thema "Sensiblilisierung zur Informationssicherheit" wird vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie im Institutszentrum Schloss Birlinghoven, 53754 Sankt Augustin veranstaltet. Der Eintrittt ist frei, eine Anmeldung jedoch erforderlich.

Weitere Informationen: Programm / Anmeldung IT-Grundschutztag

"Sicher in die digitale Welt von morgen" so lautet der Titel des vom Bundesamt für sicherheit in der Informationstechnik veranstalteten 12. Deutschen IT-Sicherheitskongress. Dieser findet vom 10.-12. Mai in der Stadthalle Bad-Godesberg in Bonn statt. Die Teilnahmegebühren betragen 150 - 600 €.

Weitere Informationen: Programm / Anmeldung IT-SiKongress

Verwandte Beiträge:
- Cyber-Abwehrstrategie für Deutschland (09.03.2011)
- Lagebericht zur IT-Sicherheit (29.12.2010)
- Alle Beiträge der Rubrik kritische Infrastruktur

12.04.2011

Neue Argumente für klimawandelbedingte Wetterextreme

Naturkatastrophen: Der Klimawandel kann kaum mehr bestritten werden. Dagegen gab es bisher weniger belastbare Daten, die auch damit zusammenhängende Wetterextreme belegen können. Zwei Originalarbeiten und ein Kommentar in der Zeitschrift Nature liefern Hinweise für klimawandelbedingte Niederschlagsspitzen.

Der Herbst 2000 war der nasseste seit Beginn der britischen Wetteraufzeichnungen in 1766. Weitreichende Überflutungen waren die Folge, und die Schäden gingen in die Millionen. Erstmals kann nun eine Arbeitsgruppe belastbare Daten liefern, dass diese speziellen Ereignisse im Jahr 2000 durch den globalen Klimawandel mit bedingt wurden.

Pardeep Pall und Mitarbeiter erstellten mehrere Tausend Wettermodelle des fraglichen Zeitraums und rechneten dabei schrittweise die menschgemachten Klimaveränderungen heraus. Dabei zeigte sich, dass in 9 von 10 Rechenmodellen die Wahrscheinlichkeit der tatsächlichen Überflutungen um 20 % gesteigert wurde, in zweidrittel der Modelle sogar um 90 % [2].

In einer zweiten Arbeit von Seung-Ki Min und Mitarbeitern konnte mittels eines Vergleichs von Rechnermodellen und tatsächlichen Wetterbeobachtungen über die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinweg ebenfalls gezeigt werden, dass die Freisetzung von Treibhausgasen zu der Intensivierung extremer Niederschlagsereignisse beigetragen hat. Zudem scheint die Zunahme solcher Ereignisse in den gängigen Computermodellen noch unterschätzt zu werden [3].

Verwandte Beiträge:
- 2010 - ein Jahr der Naturkatastrophen (04.01.2011)
- Neues Wissenschaftsblatt zm Klimawandel: Nature Climate Change (04.04.2011)
- Alle Artikel der Rubrik Naturkatastrophen

Quellen / weitere Informationen:
[1] Increased flood risk linked to global warming: Likelihood of extreme rainfall may have been doubled by rising greenhouse-gas levels. Nature 470 (2011) 316. (englisch, frei zugänglich)
[2] Anthropogenic greenhouse gas contribution to flood risk in England and Wales in autumn 2000. Nature 470 (2011) 382–385. (kostenpflichtig, Zusammenfassung frei)
[3] Human contribution to more-intense precipitation extremes. Nature 470 (2011) 378–381. (kostenpflichtig, Zusammenfassung frei)

09.04.2011

Keine Übersterblichkeit durch pandemische Influenza 2009/10

B-Gefahren: Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat anhand statistischer Daten die influenzabedingte Üersterblichkeit für die Saison 2009/10 berechnet. Es zeigte sich, dass das Sterberisiko durch die Influenza-Pandemie nicht erhöht war.

Da die Angaben in der offiziellen Todesfallstatistik in Bezug auf influenzabedingte Sterbefälle nicht verlässlich sind, berechnet das RKI für jede Influenzasaison eine statistische Sterberate mit und ohne Influenza. Für den Winter der A/H1N1-Pandemie ergab diese Berechnung für Deutschland keine erhöhte Sterblichkeit durch das Virus. Die 252 gemeldeten Grippetodesfälle stehen dabei nicht im Widerspruch zu den rechnerischen Ergebnissen, welche solche kleinen Abweichungen nicht verlässlich erfassen können.

Zum Vergleich: Für die Saison 2008/09 ist von fast 24.000 zusätzlichen Todesfällen durch Influenza auszugehen. Im Jahr 1995/96 waren es sogar 31.000. Für die USA wurde geschätzt, dass durch H1N1 in 2009/10 7.500 bis 44.000 zusätzliche Todesfälle zu beklagen waren.

Verwandte Beiträge:
- RKI-Merkblatt Influenza überarbeitet (11.02.2011)
- Begriffe aus der Infektionsepidemiologie (03.03.2011)
- Alle Artikel der Rubrik B-Gefahren

Quellen / weiterführende Informationen:
- Epidemiologisches Bulletin 10/2011

06.04.2011

Innovationspreis für Wasserrucksack PAUL

Naturkatastrophen: Kommt nach Katastrophen die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zum Erliegen drohen Infektionsausbrüche. An der Universität Kassel wurde eine tragbare, einfach bedienbare Filteranlage entwickelt, die nun mit dem Innovationspreis "Deutschland, Land der Ideen" prämiert wurde.

Seit dem verheerenden Erdbeben in Haiti wird die Insel von einer Cholera-Epidemie heimgesucht. Die Ursache ist v.a. der Mangel an sauberem Trinkwasser. Prinzipiell ist eine Impfung gegen Cholera möglich, aber im Krisenfall logistisch schwierig. Auch hilft diese naturgemäß nicht gegen Shigellen, Amöben, Lamblien etc.

Der Wasserrucksack PAUL (Portable Aqua Unit for Livesaving) ist eine Entwicklung des Fachbereichs Siedlungswasserwirtschaft an der Universität Kassel und ermöglicht auf einfachste Weise die Entkeimung kontaminierten Wassers. PAUL hat einen Membranfilter (Lebensdauer ≈ 10 Jahre) mit ca. 10 m² Filterfläche. Bei der Porenweite von ≈ 40 Nanometer (0,04 μm) werden Bakterien und Parasiten weitestgehend herausgefiltert.

PAUL muss lediglich mit Wasser gefüllt werden und produziert dann ohne Wartung über Monate etwa 1200 l Trinkwasser pro Tag - genug für 200 Menschen. Der Wasserrucksack muss lediglich in einem täglichen bis wöchentlichen Turnus in einem simplen Vorgang ausgespült werden.

Schwachstellen hat PAUL lediglich bei der Filterung von Toxinen (Schwermetalle, Chemikalien etc.) und wohl auch bei Viren.

Die Entwickler von PAUL wurden daher mit dem Innovationspreis "365 Orte im Land der Ideen" ausgezeichnet. Die Preisverrleihung fand am 23. März 2011 statt.

Verwandte Beiträge:
- 2010 - Ein Jahr der Naturkatastrophen (04.01.2011)
- Haiti - ein Monat nach dem Erdbeben (15.02.2010)
- Alle Beiträge der Rubrik Naturkatastrophen

Quellen / weitere Informationen:
- Fachbereich Siedlungswasserwirtschaft, Universität Kassel
- Land der Ideen: PAUL - trinkbares Wasser bei Katastrophen

04.04.2011

Neues Wissenschaftsblatt zm Klimawandel: Nature Climate Change

Nachricht: Der Wissenschaftsverlag Nature Publishing Group hat eine neue Zeitschrift aufgelegt die sich speziell mit Themen rund um den Klimawandel beschäftigen wird: Nature Climate Change.

Nature Publishing Group mit Sitz im London gibt unter anderem die Zeitschrift Nature heraus, eine der renommiertesten wissenschaftlichen Journale weltweit.

Die erste Ausgabe von Nature Climate Change ist frei zugänglich und behandelt u.a. folgende Themen:

News and Views:
- Atmospheric science: Seeing through contrails
- Psychology: Climate change hits home
- Agriculture: Weather dilemma for African maize
- Ecology: The secret of success
- Atmospheric science: Tug of war on the jet stream
- Policy: Changing the rules
- Biology: Uncertain future for ocean algae
- The role of social and decision sciences in communicating uncertain climate risks

Letters:
- Nonlinear heat effects on African maize as evidenced by historical yield trials
- Perceptions of climate change and willingness to save energy related to flood experience
- Vascular plant success in a warming Antarctic may be due to efficient nitrogen acquisition

Articles:
- Global radiative forcing from contrail cirrus
- Climate, health, agricultural and economic impacts of tighter vehicle-emission standards

Quellen / weitere Informationen:
Homepage Nature Climate Change

Verwandte Beiträge:
- 2010 wärmstes Jahr der Geschichte (24.01.2011)
- Alle Artikel der Rubriken Naturkatastrophen und Forschung

02.04.2011

Förderung für deutsch-israelische Forschungsprojekte

Forschung: Im Rahmen der BMBF-Förderaktivität "Kooperation in der zivilen Sicherheitsforschung zwischen Deutschland und Israel" soll die Entwicklung innovativer Lösungen zum Schutz der zivilen Bevölkerung, die gleichzeitig ein hohes Marktpotenzial besitzen, gefördert werden.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland (BMBF) hat in einer Bekanntmachung vom 17.02.2011 zusammen mit israelischen Partnern ein entsprechendes Förderprogramm ausgeschrieben.

Gefördert werden Verbundprojekte, die mit innovativen Lösungen dazu beitragen, den Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor Bedrohungen, ausgelöst u. a. durch Terrorismus, organisierte Kriminalität, Naturkatastrophen, technische Großunfälle zu verbessern. Die Projekte müssen über den aktuellen FuE-Stand hinausgehen und Beiträge zu folgenden Themenfeldern leisten:
•Konzepte und Maßnahmen zur Vorbeugung und Bewältigung von (Groß-) Schadenslagen bzw. Katastrophen sowie für den Schutz der Bevölkerung (z. B. Einsatzleitsysteme, zeitnahe und effiziente Einleitung von Rettungs- und Sicherheitsmaßnahmen vor Ort, Kommunikation mit der Bevölkerung)
•Schutz kritischer Infrastrukturen (z. B. Gefahrenmanagementsysteme, Schutz vor Cyberattacken, Überwachungssysteme zur Verhinderung von äußeren Angriffen, Maßnahmen zur Verhinderung von Kaskadeneffekten, Detektionssysteme für Gefahrstoffe)
•Sicherung von Warenketten (z. B. Systeme zur Echtzeitfähigen Überwachung von Waren und Gütern sowie deren Transportwegen, Sensoren zum Aufspüren von Gefahrstoffen).
Bei den Projektvorschlägen sind eine oder mehrere der folgenden Sicherheitsmethoden zu berücksichtigen: Prävention, Früherkennung, Redundanzerhöhung (Funktionsfähigkeit auch in Krisenlagen), schnelle und effektive Reaktion im Krisenfall.

Deadline ist der 30.05.2011 (ohne Gewähr).

Quelle / weiterführende Informationen:
- Bekanntmachung des BMBF

Verwandte Beiträge:
- Forschungsförderung für deutsch-französiche Verbundprojekte (20.02.2011)
- EU-Förderung für Katastrophenschutz-Projekte (03.02.2010)
- Alle Artikel der Rubrik Forschung

30.03.2011

2. Tübinger Sommerakademie Katastrophenmedizin und humanitäre Hilfe

Aus- und Fortbildung: Vom 31.7. bis zum 7.8.2011 findet die 2. Tübinger Sommerakademie für interessierte Studierende der Medizin statt. Thematisiert wird nicht nur das Management von Großschadenereignissen im Inland sondern auch die humanitäre Hilfe bei Katastrophen internationalen Ausmaßes.

Im ersten Teil (5 Tage) werden Theorie und Praxis der Katastrophenmedizin gelehrt. Dabei wird das „Konzept zur katastrophenmedizinischen Ausbildung im studentischen Unterricht an deutschen Hochschulen“ umgesetzt.
Erfahrene Katastrophenmediziner werden den Studenten die medizinische Versorgung unter katastrophenmedizinischen Bedingungen, Führungslehre und Dekontamination näher bringen. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich der Sichtung und Triage.

In einem zweiten Teil (2 Tage) werden die Grundlagen der humanitären Hilfe präsentiert. Assessment von Katastrophen, Campmanagement und Sicherheitsaspekte werden ausführlich besprochen. Für den letzten Tag ist eine Geländeübung geplant, bei der die Situation in einem Katastrophengebiet simuliert werden soll.

Mit diesem Lehrangebot setzt die Uni Tübingen das „Konzept zur katastrophenmedizinischen Ausbildung im studentischen Unterricht an deutschen Hochschulen“ um und ist damit nach Regensburg die zweite Einrichtung die sich so für die katastrophenmedizinische Studentenausbildung engagiert.

Der Teilnehmerbetrag beläuft sich auf € 250. Der Flyer und das Anmeldeformular für die Sommerakademie 2011 stehen zum Herunterladen zur Verfügung.

Verwandte Beiträge:
- Studentische Ausbildung in Katastrophenmedizin in Regensburg (02.01.2010)
- Sommerakademie für Studierende an der AKNZ (09.03.2010)
- Alle Artikel der Rubrik Aus- und Fortbildung

Quelle / weiterführende Informationen:
Homepage der Stiftung des deutschen Instituts für Katastrophenmedizin

28.03.2011

Neues Äußeres für den KatMedBevSchtz-Blog

In eigener Sache: Nach gut einem Jahr bekommt der KatMedBevSchtz-Blog ein eigenes Logo.

Das neue individuelle Logo löst das bisherige allgemeine Symbol des Zivilschutzes ab. Gleichzeitig ist ein hoher Wiedererkennungswert sichergestellt, und die mittlerweile fest etablierten Rubriksymbole des Blogs finden sich auch wieder.

Falls jemand auf seiner eigenen Homepage auf den KatMedBevSchtz-Blog verlinken will stelle ich ein paar Varianten mit dem zugehörigen Code zur Verfügung. Danke für Eure Unterstützung!



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<a href="http://kat-med.blogspot.com" title="Katastrophenmedizin und Bev&ouml;lkerungsschutz-Blog"><img border="0" height="132" width="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLoC-RbuHMCTSeR7y9oFRNajoQf1fmuqnu-Z6Fl3oWmmOpg6FwVYAIrRLCU1PNprU3vZoZQgMMxYQKF-aC1q2HFxpZbRgLNuHKKu30PfLmFI0GzRSUaHn-QKvOok5MsRz2jTDRMlHoXg/s1600/KatMedBevSchtz-Logo2_452x187.gif"></a>

26.03.2011

Die Radioaktivitätsüberwachung in Deutschland

A-Gefahren: Während Japan gegen den GAU kämpft fragen sich viele Bundesdeutsche ob und wann uns Ausläufer einer radioaktiven Wolke erreichen. Ob es soweit ist verrät uns das Integrierte Mess- und Informationssystem IMIS.

In IMIS werden die Messdaten zur deutschen Umweltradioaktivität von zwei Organisationen zusammengeführt: Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) und dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Daneben steuern noch die Bundesanstalt für Gewässerkunde Messungen über die Radionuklidkonzentration in Flüssen und das Bundesamt für Seefahrt und Hydrografie Werte aus der Nord- und Ostsee bei.

Das BfS betreibt 1.800 Messstationen die 10-minütlich die Radioaktivität errfassen, darunter auch eine besonders ausgestattete Einrichtung auf dem Schauinsland bei Freiburg. Die Werte werden täglich, bei Bedarf auch öfter, von den Stationen abgerufen und im Internet zugänglich gemacht. Durch die Integration von Wetterdaten kann die Ausbreitung radiaktiver Teilchen in der Luft bis zu 72 Std. vorhergesagt werden. Auch kann eine Aussage über die Art der Radionuklide gemacht werden.

Der DWD ist ebenfalls mit der Strahlenüberwachung der Luft betraut und betreibt herifür 48 Messstellen. Zusätzlich werden Messflüge absolviert und ein radiochemisches Labor betrieben.

Quellen / weitere Informationen:
- Bundesanstalt für Strahlenschutz (www.bfs.de)
- IMIS-Homepage, aktuelle Übersicht über die Ortsdosisleistung
- DWD: Überwachung der Radioaktivität

Verwandte Artikel:
- Bisher keine erhöhte Radioaktivität durch russische Waldbrände (20.08.2010)
- Hintergrundinfos zur Erdbebenkatastrophe in Japan (12.03.2011)
- Alle Beiträge der Rubrik A-Gefahren

23.03.2011

6. Europäische Impfwoche vom 23. bis 30. April 2011

B-Gefahren: Das Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation WHO veranstaltet vom 23. bis zum 30.4.2011 die 6. Europäische Impfwoche (EIW). Alle Akteure im Gesundheitswesen sind aufgerufen sich zu beteiligen.

Impfen stellt immer noch eine der wirksamsten und nebenwirkumsärmsten Art der Krankheitsverhütung dar. Doch offenbar ist unser Bedrohungsempfinden durch Infektionserkrankungen nicht (mehr) groß genug um die Möglichkeit der Impfung kollektiv in vollem Umfang zu nutzen. Dies zeigen nicht zuletzt die Probleme bei der Ausrottung von Poliomyelitis (Kinderlähmung) und Masern.

Ein wichtiger Hinderungsgrund sind Bedenken über die Sicherheit der Impfung. Dabei gilt ein hoch positives Nutzen-Risiko-Verhältnis für unsere modernen Impfstoffe als gesichert, auch wenn uns Kampagnen von Impfgegnern immer wieder anderes glauben machen wollen.

So hat sich beispielsweise eine Studie von Wakefield über den Zusammenhang des Masern-Mups-Röteln-Impfstoffs und Autismus die 1998 in der renommierten Fachzeitschrift "Lancet" veröffentlicht wurde als unhaltbar herausgestellt und wurde zurückgezogen. Wakefield hatte offenbar Geld von Eltern betroffener Kinder erhalten, die gegen den Impfstoffhersteller klagten [Wikpedia].

Quellen / weiterführende Informationen:
- WHO Europa
- EIW campaing site

Verwandte Beiträge:
- Europäische Impfwoche 24. April bis 1. Mai 2010 (19.04.2010)
- Poliomyelitis-Ausbruch in Europa (14.05.2010)
- Masern-Ausbruch in Berlin (28.04.2010)
- Alle Artikel der Rubrik B-Gefahren