26.02.2011

Q-Fieber-Ausbruch in Hessen und NRW

B-Gefahren: In Hessen und Nordrhein-Westfalen sind etwa 40 Fälle von Q-Fieber aufgetreten. Ausgangspunkt für die bakterielle Infektion sind Schafherden, vornehmlich in den Gegenden von Arnsberg (Hochsauerlandkreis) und Waldeck-Frankenberg.

Q-Fieber wurd durch das gram-negative Bakterium Coxiella burnetii ausgelöst, welches in Paarhufern auftritt und durch direkten Kontakt, Staub oder Blutsauger auf den Menschen übertragen werden kann. Eine direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist unwahrscheinlich.

Ca. 50 % aller Infektionen verlaufen asymptomatisch oder mit milden grippeähnlichen Symptomen und heilen spontan in 1 bis 2 Wochen aus. Die akute Infektion beginnt meist mit hohem Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen und ausgeprägten Stirnkopfschmerzen. Im weiteren Verlauf kann eine interstitielle Pneumonie oder eine Hepatitis auftreten. Bei Schwangeren kann es zu Aborten oder Frühgeburten kommen. Etwa 1 % der Erkrankungen verläuft chronisch. Die Infektion kann mit dem Antibiotikum Doxycylin oder weiteren Chemotherapeutika behandelt werden.

Zur Eindämmung des Ausbruchs ist eine Isolierung und Impfung der gefährdeten Schafherden vorgesehen, für den Impfstoff muss in Deutschland jedoch erst eine Notfall-Zulassung beantragt werden.

Der letzte größere Ausbruch mit ca. 330 Fällen fand 2005 in Jena statt.

Quellen / weitere Informationen:
- ProMed mail vom 23.02. und 25.02.11
- Merkblatt Q-Fieber des RKI

Ähnlich Beiträge:
- Zunahme von eingeschlepptem Dengue-Fieber in Deutschland (25.10.2010)
- Hanta-Virus in Deutschland auf dem Vormarsch (24.08.2010)
- Alle Artikel der Rubrik B-Gefahren

23.02.2011

Versorgungssicherheit mit Blutprodukten

Kritische Infrastruktur: Bei ausgedehnten Ausbrüchen von Infektionskrankheiten oder Pandemien ist die Versorgung der Bevölkerung mit Blutprodukten gefährdet. Dieser Artikel gibt eine Übersicht über Maßnahmen zur Sicherstellung der Blutversorgung in der Pandemie-Situation.

Falls weite Teile der Bevölkerung erkranken kann eine Versorgung mit Blutprodukten im gewohnten Maße u.U. nicht aufrechterhalten werden da 1. potentielle Spender erkrankt sind oder 2. erkrankte Angehörige pflegen müssen oder 3. Angst vor Ansteckung im Rahmen der Blutspende haben oder 4. durch Erkrankung der Mitarbeiter der Blutversorgungsinfrastruktur (Ärzte, Punktionspersonal, Labor, Fahrer etc.) eine normale Bearbeitung und Auslieferung unmöglich wird.

Um diesem Risiko entgegen zu wirken gibt es eine ganze Reihe von Planungen für den Pandemiefall. In einem Votum des Arbeitskreises Blut des Bundesgesundheitsministerium sind 8 Maßnahmen beschlossen worden (Bundesgesundheitsblatt 2010), die da sind:

- Erstellung von Pandemieplänen in Blutspendeeinrichtungen und Einrichtungen der Krankenversorgung.
- Öffentlichkeitsarbeit zur erfolgreichen Rekrutierung von Blutspendern während der Pandemie.
- Organisatorische Maßnahmen der Blutspendeeinrichtungen zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit.
- Impfung des für die Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen unverzichtbaren Personals.
- Organisatorische und Hygiene-Maßnahmen zur Vermeidung der Weiterverbreitung von Infektionen bei den Spendeterminen.
- Information spendewilliger Personen über diese Hygiene-Maßnahmen zur Reduzierung der Angst vor Ansteckung bei einem Spendetermin.
- Organisatorische Maßnahmen für die Kooperation der Blutspendeeinrichtungen.
- Organisatorische Maßnahmen in den Einrichtungen der Krankenversorgung zur Verringerung des Verbrauchs von Blutkomponenten.

Letzteres beinhaltet u.a. die Information des Krankenhauspersonals, die Absetzung elektiver Operationen mit hoher Transfusionswahrscheinlichkeit und die strenge Indikationsstellung zur Transfusion. Für diese Maßnahmen sind die jeweiligen Transfusionsbeauftragten und -verantwortlichen zuständig.

Auch die Spendergewinnung soll erleichtert werden, indem die Auswahlkriterien für Spender in Bezug auf Alter, Gesundheitszustand und Hb-Konzentration angepasst werden (Blutspende-Pandemie-Verordnung).

Kommentar:
Das Bedauerliche an diesen Planungen ist die spezifische Ausrichtung auf eine Influenza-Pandemie. Insbesondere die Blutspende-Pandemie-Verordnung legt sogar den exakten Virussubtyp (A/H1N1) als Geltungskriterium fest. Doch was wenn plötzlich die aviäre Influenza (Vogelgrippe / H5N1) oder eine Freisetzung des Pockenvirus auftritt? Gibt es dann einen neuen, abweichenden Plan? Das schafft letztlich nur Unsicherheit. Angemessener wäre eine dem All-hazards-Ansatz [KatMedBevSchtz-Lexikon] entsprechende, allgemeinere Planung für B-Lagen gewesen, bei der nicht für jede Siutation das Rad neu erfunden werden muss.

Verwandte Artikel:
- RKI-Merkblatt Influenza überarbeitet (11.02.2011)
- Neuauflage Handbuch betriebliche Pandemieplanung (18.01.2011)
- Alle Artikel der Rubriken kritische Infrastruktur oder B-Gefahren

Quellen / weiterführende Literatur:
- Arbeitskreis Blut des Bundesministeriums für Gesundheit. Aufrechterhaltung der Blutversorgung bei einer Influenza-Pandemie. Bundesgesundheitsblatt 2010 (53) 84. Online erhältlich auf den Seiten des RKI.
- Blutsprende-Pandemie-Verordnung. Bundesgesetzblatt 2009 (80) 3946.
- Arbeitskreis Blut. Aufrechterhaltung der Versorgung mit Blutprodukten im Falle einer Influenza-Pandemie. Bundesgesundheitsblatt 2009 (52) 1210 - 1222. Online erhältlich auf den Seiten des RKI.
- Biscoping J. Strategien des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit für Pandemien und Versorgungsengpässe mit Blutkonserven. Anästhesiologie & Intensivmedizin 2011 (52) 102 - 105.

20.02.2011

Forschungsförderung für deutsch-französische Verbundprojekte

Forschung: Nach einer Bekanntmachung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom 24.01.2011 zur Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich in der zivilen Sicherheitsforschung sollen im Rahmen des Programms "Forschung für die zivile Sicherheit" deutsch-französische Verbundforschungsvorhaben gefördert werden.

Auf Basis dieser Bekanntmachung werden deutsche Beiträge zu den deutsch-französischen Verbundforschungsvorhaben gefördert. Die Förderung der französischen Beiträge erfolgt durch die ANR gemäß der dortigen Bekanntmachung "Concepts systèmes et Outils pour la Sécurité Globale CSOSG 2011".

Frankreich und Deutschland wollen mit ihrer bilateralen Kooperation bei der Sicherheitsforschung nicht nur die zukünftige nationale Sicherheit stärken, sondern auch einen Beitrag zur europäischen Sicherheitsarchitektur leisten.

Gefördert werden Verbundprojekte im Rahmen einer deutsch-französischen Kooperation, die innovative Lösungen erforschen und entwickeln, um damit den Schutz der Gesellschaft vor Bedrohungen, die durch Terrorismus, organisierte Kriminalität, Naturkatastrophen, technische Großunfälle u. a. ausgelöst werden, zu verbessern. Die Projekte müssen über den aktuellen Stand der Forschung hinausgehen und Beiträge zu einer oder mehreren der folgenden Themenfeldern leisten:

•Lösungen zum Krisenmanagement einschließlich dem Schutz und der Rettung von Menschen
•Schutz der Bevölkerung und der Bürgerinnen und Bürger vor Risiken und Bedrohungen, auch gegen Terrorismus und Kriminalität
•Schutz kritischer Infrastrukturen, auch unter Berücksichtigung von Interdependenzen
•Lösungen zur Sicherung von Warenflüssen und zugehöriger Informationsflüsse.
Zu berücksichtigen sind bei den Projektvorschlägen folgende Aspekte: Prävention, Früherkennung, Funktionsfähigkeit auch in Krisenlagen (z. B. durch Redundanzerhöhung), schnelle und effektive Reaktion auf sicherheitsrelevante Ereignisse.

Deadline für die Antragstellung ist der 28.04.2011 (ohne Gewähr).

Mehr Infos / Quellen:
- Bekanntmachung des BMBF vom 24.01.11
- BMBF-Portal Sicherheitsforschung - Forschung für die zivile Sicherheit: www.sicherheitsforschungsprogramm.de

Verwandte Artikel:
- EU-Förderung für Katastrophenschutzprojekte (03.02.2010)
- Alle Beiträge der Rubrik Forschung

17.02.2011

Führung in Großschadenslagen (Buch)

Medien-Tipp: "Führung in Großschadenslagen: Taktische Verbände im Einsatz" von Cimolino, Bräutigam und de Vries ist ein Buch für die Verbandsführer-Ausbildung, das aber auch als Handbuch im Einsatz brauchbar ist. Hervorzuheben ist der gut verständliche, praxisnahe Schreibstil sowie die gelungene Mischung aus Grundlagenwissen, spezifischen Inhalten der Führung großer Verbände und praxisnahen Tipps.

Das Buch richtet sich primär an Zugführer der Feuerwehr, die sich auf die Leitung größerer Einsatzeinheiten vorbereiten möchten. Die Inhalte sind aber ebenso auf andere Organisationen (Sanitäts- oder Wasserrettungsbereitschaften, THW etc.) übertragbar.

Zunächst wird umfangreiches Hintergrundwissen über die geschichtliche Entwicklung und die heutigen Strukturen in der Gefahrenabwehr in Bezug auf den Einsatz größerer taktischer Verbände vermittelt. Dabei wird klar, dass die Kompetenzpflege in der Führung solcher Verbände lange vernachlässigt wurde, heute aber mit Blick auf das Konzept der überörtlichen Hilfe und der Medizinischen Task Forces neue Aktualität gewinnt.

Es folgen detaillierte Erläuterungen zu den einzelnen Einsatzphasen sowie zu Besonderheiten bei speziellen Lagen (Waldbrand, Hochwasser, CBRN-Einsatz). Dabei wird nicht überwiegend Wert auf klassische Aspekte der Einsatzleitung gelegt, sondern gezielt die Zusammenstellung und Alarmierung, die Sammlung und den Anmarsch, die Bereitstellung und Unterbringung, und das Heranführen großer taktischer Einheiten an die Einsatzstellen behandelt. Am Ende steht ein umfangreicher Nachschlageteil.

Die Autoren schaffen es gekonnt so viel Basiswissen anzubieten, dass die Inhalte auch für Nicht-Zugführer erfassbar werden, ohne den Vorgebildeten mit unnützem Ballast zu langweilen. Gewisse inhaltliche Redundanzen sind durchaus didaktisch sinnvoll und von den Verfassern bewusst angelegt. Die Erläuterungen zur inneren Gliederung der Führungseinheiten beispielsweise lassen die Sache weit besser verständlich werden als aus der DV100 allein. Das Buch vermittelt nicht nur einen Eindruck mit welchen Herausforderungen ein Verbandsführer zu kämpfen hat sondern bietet auch zahlreiche praktische Tipps zu deren Bewältigung.

Die reiche Bebilderung macht den Titel recht anschaulich, der Leser könnte aber noch mehr profitieren wenn im Text Verweise auf die jeweilige Abbildung zu finden wären. Die zahlreichen Fußnoten enthalten einiges an weiterführender Information, stören aber den Lesefluss ein wenig. Ein weiterer kleiner Schönheitsfehler ist das unvollständige Abbkürzungsverzeichnis, in welches aus Rücksicht auf die Leserschaft ohne feuerwehrtechnischen Hintergrund auch die Standard-Feuerwehrabkürzungen einbezogen werden sollten.

In der Summe bietet "Führung in Großschadenslagen" eine leicht erfassbare, ausgewogene Mischung aus Grundlagenwissen und praxisrelevanten Hinweisen für angehende (und erfahrene) Führer großer taktischer Einheiten.

KatMedBevSchtz-Bewertung:
    

Autoren: U. Cimolino, A. Bräutigam, H. de Vries.
Titel: Führung in Großschadenslagen: Taktische Verbände im Einsatz.
Reihe: Einsatzpraxis (Reihenherausgeber U. Cimolino)
Medien-Art: Buch, gebunden.
Erscheinungsdatum: 2010.
Verlag: ecomed Sicherheit, Heidelberg.
ISBN: 978-3-609-77485-5
Umfang: 322 Seiten.
Preis: 44,95 € (Mengenstaffelpreise ab 5 Exemplare).

Das Buch wurde vom Verlag zu Rezensionszwecken kostenlos zur Verfügung gestellt.

Ähnliche Beiträge:
- Medizinische Gefahrenabwehr (Buch) (15.03.2010)
- Alle Beiträge der Rubrik Medien-Tipp

14.02.2011

TUIS-VR: Web-basiertes Simulationstraining für C-Lagen

Aus- und Fortbildung: TUIS-VR ist ein kostenloses Internet-basiertes Ausbildungs-, Trainings- und Prüfungswerkzeug für Transportunfälle mit chemischen Stoffen. Damit können in einer virtuellen Realität die ersten Schritte bei der Abarbeitung von C-Lagen aus Sicht der Feuerwehr simuliert werden.

TUIS-VR wird vom Verband der Chemischen Industrie (VCR) zur Verfügung gestellt ist in erster Linie für die Ausbildung von Gruppenführern der Feuerwehren in Bezug auf Transportunfälle mit Gefahrgut gedacht.

Nach Anmeldung via Internet und Installation einer kleinen Grafikerweiterung kann man sofort loslegen: In vorkonfigurierten Szenarien trifft der Gruppenführer des ersten Fahrzeugs an der Einsatzstelle ein, muss die Erkundung vornehmen und den entsprechenden Befehl für die ersten Schritte des Einsatzes geben. Der Einsatz kann aus der Vogelperspektive oder der "Erste-Person-Perspektive" betrachtet werden. Fahrzeuge von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei können in der Einsatzstelle platziert und navigiert werden, genau wie das zugehörige Personal (Führer, Truppmänner, Atemschutzträger, Rettungsfachpersonal, Notärzte etc.). Von 5 geplanten Szenarien stehen bereits 2 zur Verfügung.

Das Programm macht keine zeitlichen oder inhaltlichen Vorgaben, es gibt keine Rückmeldung oder Erfolgskontrollen. Auch gibt es keine direkte Interaktionsmöglichkeit mit den Personen im Spiel und keine dynamische Entwicklung der Lage.

Die Simulation ist für die moderierte Anwendung durch einen Ausbilder gedacht. Für diesen stehen Anleitungen für die Szenarien zur Verfügung, in denen die Erwartungen an den "Spieler" beschrieben sind. Für die Anwendung allein zu Hause am PC ist die Simulation wenig spannend, für die Nutzung im Rahmen der strukturierten Ausbildung aber ein sehr wertvolles Medium. Medizinische Lagen lassen sich in TUIS-VR leider nur sehr bedingt darstellen.

TUIS-VR kann aber noch auf anderem Wege nützlich sein: Anhand von Screenshots aus TUIS-VR-Einsatzszenen lassen sich gut einsatztaktische Schritte für Vorträge abbilden (Rettungsmittelaufstellung, primäre Bereitstellung, Personalaufstellung, Verletztenablage etc.).

Die Grafiken laufen rund, sind aber nicht in jeder Hinsicht perfekt. Dank der zur Verfügung stehenden Anleitung lässt sich die Steuerung mittels Maus, Tastatur oder Joystick schnell erfassen, ist aber nicht komplett intuitiv. Einige der pdf-Begleitdokumente ließen sich von mir nicht öffnen, sind aber auch nicht entscheidend. Die Bestätigungsmails und der Newsletter sind zunächst in meinem Spam-Postfach gelandet; falls keine Rückmeldung nach der Registriereung kommt einfach mal dort nachschauen.

TUIS-VR findet sich unter tuisvr.xvrweb.com. Es ist Teil des Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystems (TUIS) der chemischen Industrie.

Verwandte Beiträge:
- Analytische Task Force: Infos für Einsatzleiter (30.01.2011)
- Ausbildung für CBRN-Schadenslagen (23.09.2010)
- TUIS - Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystems (14.02.2011)
- Alle Artikel der Rubrik Aus- und Fortbildung
- Alle Artikel der Rubrik C-Gefahren

TUIS - Transport-Unfall-Hilfeleistungs- und Informationssystem

Lexikon: Das Transport-Unfall-Hilfeleistungs- und Informationssystem (TUIS) wird vom Verband der chemischen Industrie (VCI) betrieben und soll Transportunternehmen und Gefahrenabwehr bei Gefahrgutunfällen unterstützen.

Eine ganze Reihe von Unternehmen stellt eine rund-um-die-Uhr Notrufbereitschaft sicher. Im Bedarfsfall wird eine dreistufige Unterstützung angeboten:

1. Stufe: Telefonische Fachberatung
2. Stufe: Fachberatung vor Ort
3. Stufe: Entsendung von speziellem technischen Gerät

Die zuständige Feuerwehr kann sich dabei entweder direkt an das nächste geeignete TUIS-Mitgliedsunternehmen uas der TUIS-Datenbank wenden oder Kontakt mit einer der Notrufzentralen aufnehmen. Näheres kann der TUIS-Broschüre oder der TUIS-Homepage entnommen werden.

Daneben bietet TUIS noch eine Reihe anderer Anwendungen wie das TUIS-App oder TUIS-VR, eine Internet-Einsatzsimulation zu Gefahrgutunfällen.

Verwandte Beiträge:
- TUIS-VR: Web-basiertes Simulationstraining für C-Lagen (14.02.2011)
- Alle Artikel der Rubrik C-Gefahren
- Alle Artikel aus dem Lexikon

11.02.2011

RKI-Merkblatt Influenza überarbeitet

B-Gefahren: Das Robert Koch Institut (RKI) hat seinen aktualisierten Ratgeber zur Influenza veröffentlicht. Es gibt einen profunden Überblick über Grundlagen, Epidemiologie, Klinik und Therapie der Grippe, einschließlich der Vogelgrippe.

Das RKI gibt Merkblätter zu allen gängigen Infektionskrankheiten heraus um Ärzten und anderen Beschäftigten im Gesundheitswesen im Bedarfsfall einen raschen, gezielten Überblick über übertragbare Erkrankungen geben zu können.

Ende Januar 2011 wurde nun eine aktualisierte Version des Influenza-Ratgebers veröffentlicht, in den insbesondere neue Erkenntnisse zur Influenza A/H1N1 (Schweinegrippe) eingeflossen sind.

Das Merkblatt kann auf den Seiten des RKI heruntergeladen werden.

Verwandte Beiträge:
- Häufung schwerer H1N1-Grippe in England (26.12.2010)
- Hygiene-Empfehlungen bei Influenza (27.08.2010)
- Alle Beiträge der Rubrik B-Gefahren

08.02.2011

Verteilungsgerechtigkeit in der Pandemie

B-Gefahren: Ein interessanter Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 28.01. thematisiert Aspekte der Triage sowie der Rationierung und Priorisierung der Resourcenverteilung im Pandemiefall.

Annegret Schoeller und Christoph Fuchs von der Bundesärztekammer greifen in ihrem Beitrag "Triage bei Influenza: Wer kann versorgt werden?" wichtige ethische und taktische Aspekte der Verteilung bei Resourcenknappheit auf. Bisher fehlt in Deutschland eine gesetzliche Regelung, wer im Falle von Seuchen in welcher Reihenfolge geimpft oder behandelt werden soll.

Lediglich der nationale Pandemieplan gibt eine Prioritätenliste bei der Impfung vor: Zunächst sollen medizinisches, rettungsdienstliches und Feuerwehrpersonal, dann Polizei, Ordnungsbehörden und Entsorgungsunternehmen, dann weiteres Personal des Katastrophenschutzes, gefolgt von Personen mit Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und zuletzt der Rest der Bevölkerung geimpft werden. Diese Regelung hat aber keine Gesetzeskraft.

Als stragtegische Ziele für ein weiträumiges Seuchengeschehen werden folgende Punkte herausgearbeitet:
- Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems, kritischer Infrastruktur und der öffentlichen Ordnung
- Verhinderung weiterer Ansteckung durch Einschränkung der Bewegungsfreiheit
- Transparenz und Dokumentation der Maßnahmen für eine spätere Überprüfung
- Verteilung der Resourcen nach Regeln, die einen maximalen Nutzen für die Gemeinschaft als Ganzes sicherstellt. Die Rechte Einzelner müssen u.U. für diesen Zweck beschnitten werden.

Was ich bei diesen Ausführungen vermisst habe ist die Forderung, bereits vor dem Ausbruch einer Pandemie oder anderen Massenerkrankung durch entsprechende Vorbereitung und Vorhaltung die Periode bei der von der gewohnten Individualversorgung abgewichen werden muss so kurz wie möglich zu halten.

Verwandte Beiträge:
- Hygiene-Empfehlungen bei Influenza (27.08.2010)
- Triage-Methoden in der Notaufnahme (12.01.2011)
- Alle Artikel der Rubrik B-Gefahren

Quelle:
Dt. Ärzteblatt 2011 (108) B117 (kostenloser Volltext: html / pdf)

05.02.2011

Thomas Mitschke neuer Leiter der AKNZ

Personalia: Zum 1. Februar übernimmt Thomas Mitschke die Leitung der bundeseigenen Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Er löst den bisherigen Leiter Wolfgang Weber ab, der als Abteilungsleiter in die Hauptstelle des BBK in Bonn wechselt.

Mitschke blickt auf eine langjährige Berufserfahrung im Bevölkerungsschutz zurück. Bereits in den 1990er Jahren war er Fachbereichsleiter an den Vorgänger-Bildungseinrichtungen der AKNZ für den Bereich Führungsausbildung. Nach dreijähriger Leitung des Referates für Inlandseinsätze bei der Bundesanstalt THW übernahm er 2002 die Leitung des Gemeinsamen Melde- und Lagezentrums (GMLZ) von Bund und Ländern, das nach Gründung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in das Amt integriert wurde.

Ehrenamtlich war und ist der neue Abteilungsleiter beim Malteser Hilfsdienst Aachen, bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und im Ortsverband Sinzig des Technischen Hilfswerks engagiert. Geprägt durch zahlreiche Einsatzerfahrungen bezeichnet sich Mitschke selbst als „Bevölkerungsschützer mit Leib und Seele“, dem das Zusammenwirken aller Beteiligten am Herzen liegt, wobei für ihn immer die effiziente Hilfe für von Not und Katastrophen betroffene Menschen im Vordergrund steht. Eine wichtige Aufgabe des neuen Akademieleiters wird es sein, den Bau des geplanten neuen Kongress- und Wirtschaftsgebäudes zu begleiten.

Verwandte Artikel:
- AKNZ-Jahresprogramm 2011 erschienen (11.09.2010)
- Alle Beiträge rund um die AKNZ

Quelle:
Pressemeldung des BBK

03.02.2011

Analyse der Winter-Verkehrsprobleme

Kritische Infrastruktur: Bundesverkehrsminister Ramsauer legte Mitte Januar eine erste Analyse der Verkehrsbeeinträchtigungen durch die strengen winterlichen Verhältnisse im Dezember vor. In dem 26 Seiten starken Dokument geht er auf die Situation auf Straßen, Schienen, Schifffahrtswegen und im Luftverkehr ein und berichtet über bereits ergriffene und geplante Maßnahmen zur Verbesserung.

RamsauerEs gäbe keine Vollkasko gegen winterliche Verkehrsbehinderungen, das Wetter dürfe aber auch keine Ausrede für vermeidbare Verkehrsstörungen sein, so das Fazit von Ramsauer. Er berichtet über die wichtigsten Verkehrsstörungen und -behinderungen sowie über die Maßnahmen, die zur Vorsorge und zur Behebung akuter Störungen ergriffen worden sind. Der berechtigten Frage, wie es trotz dieser Maßnahmen zu den vielfältigen Behinderungen und Ausfällen kommen konnte, wird soweit nachgegangen, wie dies nach jetzigem Kenntnisstand möglich ist:

Straßenverkehr:
Die Streusalzbevorratung ist vielerorts noch zu knapp bemessen, Abhilfe soll durch zusätzliche Bereitstellung von Lagerkapazität oder Erweiterung und Sanierung schon bestehender Möglichkeiten. Die Möglichkeit einer Salzversorgung aus Südamerika wird aktuell geprüft um Lieferengpässen zu begegnen.
Durch die neu geregelte Winterreifenpflicht sollen Verkehrsbehinderungen vermieden werden. Dass diese bei LKWs nur für die Antriebsachse gilt wird damit begründet, dass LKW-Reifen einen höheren Naturkautschukanteil hätten und somit griffiger sind als PKW-Reifen [was viele LKWs aber nach wie vor nicht davon abgehalten hat sich quer zu stellen und ganze Autobahnabschnitte zu blockieren, Anm. d. Autors].

Eisenbahn:
Die Bahn konnte bei den winterlichen Verhältnissen ihren Service nur mit einer hohen Rate an Unpünktlichkeit erbringen [wobei die Zustände erheblich schlimmer waren als der Bericht suggeriert, da in diesem die Mittelwerte für den kompletten Dezember angegeben sind. Zu Spitzenzeiten waren offenbar nur 20% der Züge pünktlich. Anm. d. Autors]. Grund sind einerseits technische Mängel und fehlende Züge, andererseits auch ein deutlich erhöhtes Fahrgastaufkommen durch Behinderungen im Luft- und Straßenverkehr. Es besteht ein erheblicher Investitionsbedarf um die Situation zu verbessern, der wohl nicht kurzfristig ausgeglichen werden kann.
Besonderes Augenmerk wird auch auf die Berliner S-Bahn gelegt, die wegen technischer Mängel an ihren Zügen häufig nur einen Notfahrplan aufrechterhalten konnte.
Ein ganzes Paket an organisatorischen Maßnahmen zur Verbesserung wird vorgestellt.

Schiffsverkehr:
Durch Eisbildung war sowohl die See- als auch die Binnenschifffahrt behindert, jedoch nicht mehr als üblich. Dem wurde durch den verstärkten Einsatz von Eisbrechern begegnet.

Luftverkehr:
Im Luftverkehr kam es zu Verspätungen und Flugausfällen durch die Vereisung von Flugzeugen und Bewegungsflächen auf den Flughäfen, wobei zehn Tage der ersten Winterhälfte als besonders kritisch einzustufen sind. Die Flughäfen hatten sich jedoch gut auf die winterlichen Verhältnisse vorbereitet. In Einzelfällen kam es zu Nachschubschwierigkeiten bei Enteisungsmitteln, u.a. bedingt durch witterungsbedingte LKW-Fahrverbote, die jedoch dann vom Verkehrsministerium aufgehoben wurden. Die Flughäfen Frankfurt und München wurden durch Wetterberater des Deutschen Wetterdienstes vor Ort unterstützt.

Ähnliche Artikel:
- Wetteranfälligkeit der Bahn (15.01.2011)
- Informationen zur Vulkanaschewolke (21.04.2010)
- Alle Beiträge der Rubrik Kritische Infrastruktur

Quellen:
Bericht "Verkehr in Deutschland im Winter 2010/2011" des Bundesminsiteriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
BMVBS website
Pressemeldung des Bundestags
Hannoversche Allgemeine Zeitung
Foto: BMVBS/Fotograf: Frank Ossenbrink

01.02.2011

Innenminister schwächt Terrorwarnung ab

Terrorismus: Bundesinnenminister de Maizière hat in einer heutigen Stellungnahme angekündigt, die Polizeipräsenz zur Terrorabwehr zurück zu fahren. Grundlage sei eine neue, weniger dramatische Einschätzung der Gefährdungslage.

Seit 17. November 2010 galt in Deutschland höchste Terrorwarnstufe. Grund hierfür waren die Bombenfunde in Luftfrachtpaketen auf deutschem Boden, Warnungen ausländischer sowie Erkenntnisse eigener Nachrichtendienste, dass noch für November ein Terroranschlag in der Bundesrepublik geplant sein könnte.

Diese Befürchtungen haben sich etwas abgemildert, wobei keineswegs von einer Entwarnung gesprochen werden könne. Die Sicherheitsbehörden, so de Maizière, behielten sich "neben verdeckten Maßnahmen ausdrücklich vor, gemeinsam mit den Ländern situations- und lageangepasst jederzeit wieder verstärkt auch mit öffentlichkeitswirksamer Präsenz auf besondere Bedrohungen oder bestimmte Gefährdungspotentiale und Gefährdungsspitzen zu reagieren - sei es bundesweit oder nur regional und temporär."

Kommentar:
Dieser Schritt war eigentlich zu erwarten: eine dauerhafte, maximale Sicherheitsstufe ist kaum durchzuhalten. Erstens sinkt mit der Zeit die Aufmerksamkeit der Bevölkerung, und zweitens müssen auch Polizistinnen und Polizisten mal Urlaub machen. Wollen wir hoffen, dass es keine Terrorkommandos gibt, die genau auf diesen Schritt gewartet haben...

Verwandte Beiträge:
- Konkrete Terrorgefahr in Deutschland (19.11.2010)
- HEIKAT - Handlungsempfehlung bei Terrorverdacht (21.11.2010)
- Alle Artikel der Rubrik Terrorismus

Quelle:
Statement von Minister de Maizière