15.12.2010

Stufenanschlag in Stockholm

TerrorismusTerrorismus: Am vergangenen Samstag wurde Stockholm von zwei terroristisch motivierten Bombenattentaten heimgesucht, bei denen glücklicherweise vergleichsweise geringe Schäden entstanden sind. Aus Sicht der Gefahrenabwehr tückisch war die Ausführung als Stufenanschlag.

Nach bisherigen Erkenntnissen brachte der Attentäter zunächst einen Sprengsatz in seinem abgestellten Fahrzeug zur Explosion. Wenig später detonierte dann eine Bombe die der Terrorist an seinem Körper trug, etwa 200 m entfernt vom ersten Schadensort.

Aus einsatztaktischer Sicht hat der Täter somit zunächst einen stationären primären Sprengsatz gezündet, gefolgt von einer sekundären Explosion durch eine mobile, am Körper des Attantäters getragene Bombe. Den Ort des zweiten Anschlags konnte er dadurch theoretisch flexibel an die jeweilige Situation anpassen, um den Schaden zu maximieren. Nach Zeitungsberichten gehen die Ermittlungsbehörden davon aus, dass der islamisch motivierte Täter die zweite Explosion in einer nahe gelegenen, belebten Einkaufsstraße oder im Bereich des Bahnhofs auslösen wollte. Genauso ist aber denkbar, dass statt dessen die Bereitstellungs- oder Behandlungsräume der Rettungskräfte, oder Pulks von Schaulustigen getroffen werden sollten. Ein solches Ziel hat er aber zum Glück nicht gefunden, oder die Bombe ist vorzeitig ungewollt hoch gegangen.

Diese Vorgänge unterstreichen die Bedeutung einer angepassten Einsatzstrategie beim Massenanfall von Verletzten bei Terrorverdacht. Statt einer sonst üblichen Konzentration von Patienten und Ressourcen an einem Behandlungsplatz bzw. Bereitstellungsraum, sollte beim Verdacht auf terroristisches Geschehen eine dezentrale Patientenversorgung an mehreren räumlich getrennten Patientenablagen erfolgen. Auch sind größere Bereitstellungsräume sowie Menschenansammlungen an Betreuungsplätzen oder von Schaulustigen an Absperrungen zu vermeiden.

Nicht ganz aus den Augen verlieren darf man auch die Möglichkeit, dass es sich hier um einen Probelauf für einen späteren, größeren Anschlag ähnlicher Machart gehandelt haben könnte (der dann nicht zwangsläufig in Schweden passieren muss...). Es wäre aus Sicht der Terroristen durchaus vernünftig in solchen Probeläufen die Reaktion der Sicherheitskräfte zu testen, um die eigene Strategie zur Schadensmaximierung entsprechend weiterentwickeln zu können.


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