01.01.2010

Ein neues Jahr, ein neuer Blog...

Warum beginne ich diesen Blog? Wer will das lesen? Letzteres wird sich erweisen, die erste Frage möchte ich versuchen zu beantworten, und damit gleichzeitig einen Vorgeschmack auf die künftigen Inhalte des Blogs geben.

Notfallmedizin ist eine spannende Tätigkeit. Die Anforderungen an alle Beteiligen sind hoch: weitreichende Entscheidungen müssen rasch, basierend auf häufig unzureichender Informationslage und unter großer Arbeitsbelastung getroffen werden. Gearbeitet wird im Team, wobei sich die Mitglieder häufig erst während des Einsatzes kennen lernen. Die äußeren Umstände sind häufig widrig, manchmal sogar gefährlich (Einsatz nachts bei Regen und Kälte inmitten fließenden Verkahrs auf der Autobahn). Trotzdem gelingt es vergleichsweise rasch, eine gewisse Einsatzroutine zu erwerben und so seinen Patienten von einer soliden Könnensgrundlage aus bestmöglich zu versorgen.

Bei Großschadenslagen ändern sich einige Anforderungen grundlegend. Erstens muss es den ersten Rettungskräften vor Ort gelingen, von der Individualversorgung einzelner Patienten umzuschalten auf die Organisation der Versorgung Vieler.
Zweitens wird man zumindest zeitweise mit einem gravierenden Resourcenmangel zu kämpfen haben, betreffend etwa Personal, Material, Transport- und Krankenhausaufnahmekapazität.
Drittens ist eine funktionierende Einsatzleitung vor Ort von entscheidender Bedeutung, deren Leistungen weit über die Teamleitung bei konventionellen Rettungsdiensteinsätzen hinausgehen muss. Der Einsatzleiter muss sich einen umfassenden Überblick über die Schadenslage und die eigene Lage über die gesamte Einsatzdauer hinweg erhalten, muss die Lage wiederholt bewerten, Entschlüsse bezüglich des besten Vorgehens treffen, und diese in konkrete Anweisungen (Befehle) an die unterstellten Kräfte umsetzen (siehe Dienstvorschrift 100). Die hierfür nötigen Kompetenzen benötigtigen jedoch nicht nur die Mitglieder der Einsatzleitung, sondern jeder Beteiligte der Führungsfunktionen im Rahmen eines solchen Einsatzes innehat.

Der geneigte Leser wird sich vielleicht fragen, ob er selbst unter die Rubrik "Führungskraft" im täglichen Einsatz fällt. Mit größter Wahrscheinlichkeit lässt sich diese Frage mit ja beantworten. Bereits der Beifahrer auf jedem RTW hat die Funktion des Teamleiters inne, und jeder Notarzt ist medizinischer Einsatzleiter in seinem Verantwortungsbereich. Die Besatzung, die als erste an einem Großschadensort eintrifft muss sich in der Regel als vorläufige Einsatzleitung herumschlagen können. Folglich kann jeder im Rettungsdienst tätige plötzlich in eine komplexe Führungsrolle hineingeraten.

Die Aufgaben der Einsatzkräfte bei Großschadenslagen lassen sich kaum intuitiv erfüllen, zumal hier eine komplexe Teamleistung gefordert und eine Routineentwicklung aufgrund der Seltenheit solcher Einsätze schwerlich möglich ist. Nur durch Plaunung, Ausbildung und Übung vor Eintritt einer außergewöhnlich großen Lage lässt sich das Rüstzeug für die erfolgreiche Abarbeitung solcher Einsätze erwerben.

Hierzu will dieser Blog einen kleinen Beitrag leisten. Aufgrund eignen Interesses und meiner Funktion als Leiter des Seminars Katastrophenmedizin am Universitätsklinikum Regensburg konsumiere ich eine Menge Informationen zum Thema Bevölkerungsschutz. Hieraus möchte ich die spannendsten, lehrreichsten und aktuellsten Aspekte zusammen tragen, für andere Interessierte aufbereiten und in loser Folge onlien stellen. Die Blogs werden diversen Kategorien zugeordnet, was den raschen Zugriff auf bestimmte Inhalte erleichtern soll. Geplant sind etwa die Kategorien Aus- und Fortbildung, Führung und Taktik, Nachricht, Kommentar, Medizin, Medien-Tipp und Einsatzbericht.

Ich würde mich sehr freuen, eine umfangreiche, bunt gemischte und vor allem aktive Leserschaft für diesen Blog zu haben. Kommentare, konstruktive Kritik, inhaltliche Vorschläge und auch komplette eigene Beiträge der Leserinnen und Leser sind herzlich willkommen. Kommentare zu einzelnen Blogs können direkt unter den jeweiligen Beiträgen eingegeben werden, für alles andere habe ich meine e-Mail-Adresse in der Seitenleiste hinterlegt.

Mit diesem ersten inhaltlichen Blog starte ich dieses kleine Experiment und hoffe, dass es mit Hilfe der Leserschaft zu einem Erfolg wird.

1 Kommentar:

  1. Hallo Michael, ich finde es eine spitzen Idee
    von Dir diesen Blog zu "GRÜNDEN". Hoffe wir vom
    Rettungsdienst können Dir ein wenig helfen.
    Viel Erfolg mit Deinem neuen "BABY"

    Pit

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