14.05.2010

Poliomyelitis-Ausbruch in Europa

B-Gefahren: Erstmals seit der Deklaration der WHO-Region Europa als Polio-frei im Jahre 2002 wurde eine Einschleppung und Verbreitung des Wildtyp-Viruses verzeichnet. In Tadschikistan wurden bis Ende April 171 Fälle von schlaffen Paresen gemeldet, wovon bisher 32 labortechnisch als Poliomyelitis (Kinderlähmung) bestätigt wurden.

Genetisch sind die Viren mit einem indischen Stamm eng verwandt. Dies sind die ersten Polio-Fälle in Tadschikistan seit 1997. Dem Ausbruch soll nun mit Impfkampagnen begegnet werden. Endemisch kommt die Polio nur noch in Nigeria, Indien, Afghanistan und Pakistan vor.

Polio-Viren gehören zur den Enteroviren. Sie werden überwiegend fäkal-oral übertragen. Die meisten Infektionen verlaufen asymptomatisch (>95 %), bei den restlichen Infizierten treten Grippe-artige Symptome, eine Meningitis oder das Vollbild einer paralytischen Poliomyelitis (Kinderlähmung) mit asymetrischen schlaffen Paresen (Lähmungen) auf. Jahre bis Jahrzehnte nach der Polio kann es zu einer Zunahme der Lähmungen mit Muskelschwund kommen (Postpolio-Syndrom). Der Mensch ist das einzige Reservoir für die Viren, so dass eine Ausrottung möglich ist. Entsprechende Versuche sind jedoch bisher misslungen.

Das neuerliche Auftreten der Viren in der Region Europa zeigt wie wichtig die Aufrechterhaltung einer hohen Durchimpfungsrate auch in unseren Breiten ist.

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Quellen:
Epidemiologisches Bulletin des RKI, RKI-Ratgeber Poliomyelitis

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