27.02.2010

Workshop über die Weiterentwicklung der Ausbildung in Katastrophenmedizin

Aus- und Fortbildung: Am 18. und 19. Februar fand in Ahrweiler der Workshop „Weiterentwicklung der Aus- und Fortbildung im Bereich Gesundheitswesen und Katastrophenmedizin“ statt. Die zwölf Teilnehmer tauschten sich über den zukünftigen Kurs der AKNZ und andere Bildungsmaßnahmen im Gesundheitsschutz aus.

Der Workshop wurde initiiert von Fr. Dr. Friedrich und Herrn Dr. Knoche von der Akademie für Krisenmanagement, Notfallvorsorge und Zivilschutz (AKNZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Diskutiert wurde u.a. über das künftige Seminar-Portfolio der AKNZ, Möglichkeiten zur Verbesserung der CBRN-Ausbildung, die Vorbereitung auf größere Übungen und Maßnahmen um das Engagement des öffentlichen Gesundheitsdienstes in der Gefahrenabwehr zu verbessern.

Prof. Bernd Domres (u.a. Hilfsorganisation Humedica) zeigte einige bewegende Bilder aus seinem Einsatz im Erdbebengebiet auf Haiti.

In zwei Referaten informierten Dr. Philipp Fischer (Universitätsklinikum Bonn) und Fr. Dr. Kerstin La Roche (Dt. Institut für Katastrophenmedizin, Tübingen) über das e-learning-Projekt VoTeKK (Vorbereitung auf Terroranschläge, Krisen und Katastrophen).

Ich selbst durfte über das Regensburger Projekt zur studentischen Ausbildung in Katastrophenmedizin berichten.

24.02.2010

Länderübergreifendes Hochwasserportal (deNIS-Meldung)

Führung- und Taktik: Das deutsche Notfallvorsorge-Informationssystem (deNIS) weist in einer aktuellen Meldung auf das Länderübergreifende Hochwasserportal hin.

Mit der Schneeschmelze und einsetzendem Regen steigt die Hochwassergefahr in Deutschland. Wer nun erfahren möchte ob er seine U-Bahn-Baustellen fluten muss :-), kann sich im im Länderübergreifenden Hochwasserportal informieren. Von hier aus wird auch auf die jeweiligen Hochwasser-Infoseiten der Länder verrlinkt.

Auf diese Seite hat deNIS, das deutsche Notfallvorsorge-Informationssystem, gestern hingewiesen.

Quelle: deNIS-Meldung

23.02.2010

Brustimplantate als Sprengkörper??!

Nachricht: Eine etwas bizarre Erkenntis über mögliche Terroranschläge haben britische Geheimdienste gewonnen. Islamistische Terroristen könnten Sprengmaterial in Brustimplantaten verstecken.

Wie amerikanische Nachrichtensender berichten wurden von britischen Spionagesatelliten Telefongespräche abgehört, welche nahelegen dass es Planungen gibt, Flüssigsprengstoff in Mamma-Implantaten zu verstecken. Experten halten derartige Anschlagsszenarien für theoretisch denkbar.

Kommentar: Panikmache ist aus meiner Sicht fehl am Platze. Dass es keine ultimative Sicherheit geben kann ist uns allen bewusst. Wir sollten die Befürchtungen vor solchen "Sex Bomben" der besonderen Art nicht übertreiben.

Quelle: WHDH-TV

20.02.2010

Letzte bayerische integrierte Leitstelle entsteht im Amberg

Nachricht: Vergangene Woche ist die Entscheidung über den Verbleib der letzten zu gründenden integrierten Leitstelle (ILS) in Bayern gefallen. Diese wird am Standort der bisherigen Rettungsleitstelle Amberg errichtet werden.

Als Alternative stand die Zusammenlegung mit der ILS Regensburg zur Debatte. Hiervon hatte man sich finanzielle Einsparungen erhofft. Am vergangenen Donnerstag entschied sich der zuständige Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung jedoch gegen einen Umzug, u.a. begründet durch bessere Ortskenntnis und mehr Flexibilität bei der Alarmierung durch eine lokale Leitstelle.

Integrierte Leitstellen haben die gemeinsame Alarmierung und Einsatzführung von Feuerwehr und Rettungsdienst zur Aufgabe und ersetzen das System getrennter Feuerwehr- und Rettungsleitstellen in Bayern.

Quelle: Leitstelle Amberg

17.02.2010

KatMedBevSchtz-Blog needs you!

In eigener Sache: Erfreulicher Weise steigen die Besucherzahlen des KatMedBevSchtz- Blogs von Woche zu Woche an (s. Grafik), aber ich möchte gerne ein noch größeres Publikum erreichen. Darum brauche ich Eure Hilfe!

Ihr kennt Freunde oder Kollegen die sich für Rettungsmedizin oder Katastrophenschutz interessieren und den KatMedBevSchtz-Blog noch nicht kennen? Erzählt ihnen von diesem Blog oder schickt ihnen eine Empfehlung (z.B. per eMail)!

Ihr seid ein aktiver facebook-user? Werdet Fan der KatMedBevSchtz-Seite in facebook und schlagt die Seite Euren Freunden vor. So bleibt Ihr immer auf dem Laufenden über neue Blog-Posts!

Neuerdings könnt Ihr übrigens diesen Blog direkt von der Seitenleiste aus abonnieren.

Seid dabei wenn der KatMedBevSchtz-Blog durchstartet! Ich freue mich auf Eure Unterstützung und wünsche Euch weiter viel Freude mit dem KatMedBevSchtz-Blog.

Michael Dittmar

15.02.2010

Haiti - ein Monat nach dem Erdbeben

Naturkatastrophen: Am 12. Februar ist ein Monat seit dem desaströsen Erdbeben in Haiti vergangen. Aus diesem Anlass möchte ich im KatMedBevSchtz-Blog ein Update über die aktuelle Situation zur Verfügung stellen.

Bei dem Beben wurden nach aktuellen Schätzungen 212.000 Menschen getötet und mehr als 300.000 verletzt (Stand 06. Februar).

Nach wie vor besteht erheblicher Mangel an sanitären Einrichtungen und Unterkünften, zumal erste Niederschläge die bevorstehende Regenzeit ankündigen.

Die Hilfsmaßnahmen werden noch immer durch Nachbeben erschwert. Zuletzt ereignete sich ein solches Beben mit einer Stärke von 4,0 auf der Richter-Skala (Wikipedia).

Etwa 900.000 Menschen sind auf die Bereitstellung von Trinkwasser angewiesen, etwa 2,3 Mio Menschen wurden bisher mit Nahrungsmitteln versorgt.

Der Bedarf an chirurgischer Wundversorgung ist endlich abnehmend, insgesamt ist die Gesamtnachfrage nach medizinischer Versorgung jedoch wachsend, v.a. auf Grund akuter respiratorischer Infekte. Für die kommende Regenzeit wird ein verstärktes Auftreten der endemischen Malaria (Wikipedia) und Dengue-Fieber (Wikipedia) befürchtet.

Aktuelle Informationen: ochaonline.un.org/haiti

Quelle: UN situation report 11.02.

12.02.2010

Was wurde eigentlich aus... der Schweinegrippe?

Nachricht: Die H1N1-Grippe ist aus dem Fokus der Medien verschwunden, und auch die Bevölkerung verschwendet kaum mehr einen Gedanken an die Neue Influenza (s. Post zur emotionalen Epidemiologie der Pandemie). Doch ist die Influenza wirklich kein Thema mehr? Ich habe mal recherchiert...

In Deutschland ist die Situation relativ entspannt. Laut dem Wochenbericht des RKI für die 5. KW liegt die Zahl der Atemwegserkrankungen geringfügig über dem Durchschnitt, so wie auch schon in der Vorwoche. Interessanter Weise wurden in untersuchten Proben nur H1N1-Viren nachgewiesen, aber keine saisonalen Grippe-Erreger (wie auch in der letzten Woche). Bisher sind insgesamt 222.006 Erkrankungen und 226 Todesfälle an der Neuen Grippe gemeldet.
Laut Google Flu Trends ist die aktuelle Grippedichte die niedrigste der letzten sieben Jahre.

International sieht die Lage ähnlich undramatisch aus. Laut WHO wird die pandemische Grippe auf der Nordhalbkugel weiterhin großflächig aktiv übertragen, aber auf einem niedrigen bis moderaten Niveau mit sinkender Inzidenz. Auf der Südhalbkugel gibt es im dortigen Sommer nur sporadische Fälle neu aufgetretener H1N1-Grippe.

Aber Achtung! Das ist noch lange kein Grund zur Entwarnung. Noch immer sind eine ganze Reihe von Szenarien denkbar, in welchen die Pandemie erneut aufflammen, die Viren sich in negativer Weise verändern oder ein verspäteter Ausbruch der saisonalen Grippe stattfinden könnte.

Spannend wird auch die Frage ob in künftigen Saisonen die neuen H1N1-Viren die bisherigen saisonalen H3N2- und H1N1-Viren verdrängen werden.

09.02.2010

Morphin und posttraumatische Belastungsstörung

Psychosoziale UnterstützungForschung: In einer Untersuchung an Soldatinnen und Soldaten mit Kriegsverletzungen konnte ein Zusammenhang zwischen Morphin-Gaben und einem verminderten Auftreten von posttraumatischen Belastungsstörungen festgestellt werden (NEJM (362) 2010, 110-117).

Eine postraumatische Belastungsstörung (PTSD) ist eine häufige Folge von traumatischen Erlebnissen außerhalb normaler menschlicher Erfahrung, etwa während Verwundung durch kriegerische Handlungen. In einer Publikation der Zeitschrift New England Journal of Medicine konnte jetzt gezeigt werden, dass US-amerikanische Streitkräfte die nach Verwundung im Irak-Krieg im Rahmen der Akutversorgung mit Morphin behandelt wurden seltener ein PTSD entwickelten als solche ohne Morphin-Therapie (61% gegenüber 76%).

Dies könnte ein Hinweis sein, dass sich durch Morphin-Gaben in der Akutphase das Risiko für ein PTSD vermindern lässt. Allerdings handelt es sich um eine retrospektive Beobachtungsstudie, so dass sich hieraus nur ein Zusammentreffen von Ereignissen (Koinzidenz) und nicht ein ursächlicher (kausaler) Zusammenhang ableiten lässt. Um zu beweisen, dass sich durch Morphin tatsächlich die Wahrscheinlichkeit für ein PTSD vermindern lässt wäre eine verblindete und randomisierte, kontrollierte Therapiestudie notwendig.

Eine ausführliche Betrachtung des Artikels auf deutsch findet sich in der Zeitschrift Notfall und Rettungsmedizin 2010 (DOI: 10.1007/s10049-010-1349-0, kostenpflichtig für Nicht-Abonnenten).

Posttraumatische Belastungsstörung

Lexikon: Die posttraumatische Belastungsstörung (PTSD, von englisch: post-traumatic stress disorder) ist eine anhaltende psychopathologische Reaktion auf belastende Erlebnisse jenseits normaler menschlicher Erfahrung.

Auslöser sind bedrohliche Erlebnisse von dramatischem oder sogar katastrophalem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.

Die Symptome können verzögert auftreten, meist als zwanghafte Nachhallerinnerungen, Albträume, vegetative Übererregbarkeit, Vigilanzsteigerung, Vermeidungsverhalten, Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit anderen gegenüber, um nur die wichtigsten zu nennen. Für die Diagnose müssen die Beschwerden mehr als einen Monat anhalten.

Quellen: Wikipedia, ICD-10.

06.02.2010

Schwere Winterstürme im Osten der USA

Nachricht: Schwere Winterstürme ziehen über den Osten der USA. 50 bis 70 cm Neuschnee werden erwartet. Der öffentliche Nah- und Fernverkehr ist bereits jetzt lahm gelegt.

In der Hauptstadt Washington wurden Flug- Bus- und Zugverbindungen eingestellt. In mehreren umliegenden Staaten wurde der Notstand ausgerufen, in manchen Regionen ist der Strom ausgefallen. Die Menschen haben sich bereits gestern mit Hamsterkäufen auf die Situation vorbereitet.

Es könnte sich heute um die stärksten Schneefälle handeln, die Washington je gesehen hat.

Quelle: CNN

Mitigation Journal (Podcast)

Medien-Tipp: Mitigation Journal - The All Hazards Podcast ist ein Podcast in englischer Sprache rund um die Gefahrenabwehr. Behandelt werden u.a. Themen aus Feuerwehr, Rettungsdienst, öffentlichem Gesundheitswesen und Terrorabwehr.

Autor ist Rick Russotti, Feuerwehrmann aus Rochester, NY. Er greift aktuelle Ereignisse und Themen rund um die nicht-polizeiliche Gefahrenabwehr auf. Er spart dabei nicht mit mahnenden Worten um unser aller Bewusstsein für Gefahrenlagen zu schärfen. Der Podcast erscheint etwa wöchentlich und dauert jeweils 30 - 40 min.

Rick betreibt außerdem einen blog (mitigationjournal.blogspot.com) und eine eigene Homepage (www.mitigationjournal.com).

Insgesamt ein kurzweiliger Podcast mit interessanten Anregungen, allerdings auf Englisch (gut um den eigenen Fachwortschatz ein wenig zu erweitern, schränkt aber andererseits den Hörerkreis etwas ein). Hört doch mal rein!

Autor: Rick Russotti
Titel: Mitigation Journal - The All Hazards Podcast
Medien-Art: Podcast
URL: http://www.mitigationjournal.libsyn.com oder über iTunes
Erscheinungsdatum: laufend
Preis: kostenlos

All-Hazards-Strategie

Lexikon: Die All-Hazards-Strategie (englisch für "alle Gefahren / Bedrohungen") bezeichnet einen Ansatz in der Gefahrenabwehr, bei dem die Aufmerksamkeit nicht auf eine Reihe bestimmter Gefahren gelenkt wird, sondern die Planungen und Vorbereitungen so allgemein angelegt sind, dass sie bei einer breiten Palette von Bedrohungen nützlich sind (einschließlich neuen, bisher unbekannten Gefahren).

Die Vorbereitung auf Schadensereignisse tendiert traditionell dazu, sich an den bisher tatsächlich stattgefundenen Szenarios zu orientieren. Was bisher nicht eingetreten ist wird nicht bedacht. Die All-Hazards-Strategie nimmt einen anderen Weg: Statt für spezifische Gefahrenlagen wird für ein viel allgemeiner gehaltenes Risiko geplant (z.B. "Freisetzung gefährlicher Stoffe" statt "Vogelgrippe-Ausbruch" oder "Anschlag mit Milzbrand-Sporen"). Der Vorteil ist, dass die Maßnahmen aus der All-Hazards-Strategie schon dann ergriffen werden können, wenn die genaue Art der Gefahr noch nicht bekannt ist.

04.02.2010

Aus dem Katastrophenmedizin-Blog wird Katastrophenmedizin und Medizinischer Bevölkerungsschutz

Vermischtes: Der Katastrophenmedizin-Blog heißt ab heute Katastrophenmedizin und Medizinischer Bevölkerungsschutz. Mit diesem neuen Titel möchte ich die eigentlich breitere Ausrichtung des Blogs hervorheben.

Von Anfang an hat sich der Blog nicht nur auf katastrophenmedizinisch relevante Inhalte beschränkt, sondern hat versucht alle Beteiligten im medizinischen Bevölkerungsschutz anzusprechen und insbesondere auch organisatorisch-taktische Fragen aufzugreifen. Dies möchte ich nun mit dem neuen Titel nach außen tragen. Zu finden ist der Blog wie gewohnt unter kat-med.blogspot.com Viel Freude weiterhin beim Schmökern in Katastrophenmedizin und Medizinischer Bevölkerungsschutz!

03.02.2010

EU-Förderung für Katastrophenschutz-Projekte

Forschung: Die EU wird im Jahr 2010 wieder grenzüberschreitende Katastrophenschutz-Projekte mit insgesamt mehr als 3 Mio € fördern. Anträge können bis zum 31. März gestellt werden.

Die zu fördernden Projekte können in zwei Kategorien eingereicht werden: Verhütung ("prevention") und Vorbereitung ("preparedness").

Der Bereich prevention umfasst folgende Themenbereiche:
- Entwicklung wissensbasierter Katastrophenverhütungsstrategien
- Verknüpfung der relevanten Akteure und Strategien im Katastrophenmanagementablauf
- Verbesserung der Effektivität bestehender Strategieinstrumente für die Katastrophenverhütung

Im Bereich Vorbereitung können Anträge zu folgenden Themen eingereicht werden:
- Verbesserung der Effektivität von Notfallmaßnahmen durch Erhöhung des Vorbereitungsgrades und des Katastrophenbewusstseins von haupt- und ehrenamtlichen Kräften in der Gefahrenabwehr
- Unterstützung und Komplettierung der Anstrengungen der beteiligten Länder zum Schutz von Bürgern, Umwelt und Sachwerten im Falle einer natürlichen oder technischen Katastrophe
- Unterstützung einer verstärkten Kooperation zwischen den beteiligten Ländern bei der Katastrophenvorbereitung in Zivilschutz und Meeresverschmutzung

Mögliche konkrete Förderprojekte könnten grenzüberschreitende (Beteiligung von Organisationen aus mindestens zwei bzw. drei Ländern) Katastrophenplanungen oder -übungen sein. Bevorzugt sollen diese länderverbindende Infrastrukturen betreffen (Tunnel, Brücken etc.).

Näheres finden Sie auf den Seiten der EU (englisch).

01.02.2010

Die emotionale Epidemiologie der H1N1-Impfung

Forschung: Wie am Beispiel der aktuellen Grippesituation ablesbar, hat eine Pandemie nicht nur Folgen für die Gesundheitssituation der infizierten, sondern auch für das emotionale Befinden von nicht erkrankten. Diese sehen sich mit Ängsten vor Infektion oder Impfnebenwirkung konfrontiert und beanspruchen allein aus diesem Grund Ressourcen des Gesundheitswesens. Diese "emotionale Epidemiologie" einer Pandemie wird von Danielle Ofri im New england Journal of Medicine diskutiert (NEJM 361 (2009) 2594-5):

Nach Bekanntwerden des Ausbruchs machte sich eine panikartige Stimmung breit, und die Patienten fragten ständig nach einer Impfung (insbesondere auch Patienten übrigens, die die saisonale Grippeimpfung ablehnen).

Als dann nach sechs Monaten die Pandemie Realität war und eine Impfung zur Verfügung stand, war die Nachfrage nach letzterer weit weniger groß: Sie sei nicht getestet und zu schlecht verträglich, so die Argumente der Impfablehner.

Rational ist dieses Verhalten nicht zu erklären. Statt dessen scheinen gewisse Muster von emotionalen Reaktionen ("emotionale Epidemiologie") vorzuherrschen die mit dem Auftreten neuer Krankheiten verknüpft sind.

Taucht eine neue Erkrankung wie die H1N1-Grippe erstmals auf, infiziert sich die öffentliche Psyche rapide. Die Angst vor dem Unbekannten lässt die Menschen gierig auf eine Impfung werden. Mit der Zeit bildet sich jedoch eine gewisse Toleranz gegen den neuen "Schrecken".

Gegen Herbst änderte sich die Stimmung in der Bevölkerung erneut: Eine gewisse Ungeduld war zu spüren, verbunden mit der Erwartung, dass das H1N1-Problem doch längst gelöst sein sollte. Dass dies nicht der Fall war erzeugte Misstrauen gegenüber dem Gesundheitssystem. Gleichzeitig wurden die kostenlosen Impfangebote jedoch kaum genutzt.

Diese Erfahrungen zeigen, dass es unzureichend ist einer neuen Infektionskrankheit rein medizinisch-epidemiologisch zu begegnen. Die emotionale Epidemiologie hat einen eigenen, von der tatsächlichen Infektionssituation mehr oder weniger unabhängigen Verlauf, führt jedoch gleichfalls zu einer Belastung des Gesundheitssystems.

Diese Betrachtungen können bei der Planung für zukünftige Ausbrüche von Nutzen sein.