28.04.2010

Masern-Ausbruch in Berlin

B-Gefahren: Das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtet über einen Ausbruch mit insgesamt 62 Masern-Erkrankungen von Januar bis April diesen Jahres. Betroffen waren überwiegend Kinder, alle waren ungeimpft.

Der Indexfall war ein Kind, dass sich vermutlich auf einer Indien-Reise Ende 2009 mit Masern infiziert und die Erkrankung in seiner Waldorf-Schule weiter gegeben hat. Bisher sind bei den Betroffenen keine Komplikationen oder Hospitalisierungen bekannt, allerdings mussten dieses Jahr in Deutschland bei 219 Masernerkrankungen bereits 35 Personen im Krankenhaus behandelt werden. Es handelt sich also nicht um eine harmlose "Kinderkrankheit" und verdeutlicht die Wichtigkeit eines umfassenden Impfschutzes in der Bevölkerung (Stichwort Herdenimmunität [Wikipedia]).

Weitere Infos:
Epidemiologisches Bulletin des RKI
Pressemeldung des RKI
KatMedBevSchtz-Post zur aktuell laufenden Europäischen Impfwoche

25.04.2010

Störungsanfälligkeit gegenseitig abhängiger Infrastrukturnetzwerke

Forschung: Unser gesellschaftliches System ist abhängig vom Funktionieren einer Vielzahl von Netzwerken. Einige dieser Netze befinden sich in einer gegenseitigen Abhängigkeit, was ihre Anfälligkeit für Störungen erhöht. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist der landesweite Stromausfall in Italien im September 2003. Die Zeitschrift Nature hat sich jüngst in zwei Artikeln mit der Versagenswahrscheinlichkeit solcher abhängiger Netzwerke beschäftigt [Nature 2010 (464) 984 f. und 1025 ff.].

Einrichtungen der kritischen Infrastruktur sind häufig in ihrer Funktion gegenseitig abhängig. Ausfall von Teilen eines Netzwerks führt so auch zu Ausfällen im anderen Netzwerk und umgekehrt. Beispiele hierfür sind die Notwendigkeit des Transports von Menschen, Materialien oder Energie von einem Netzwerk in das andere (etwa Störung der Arbeitswelt bei Ausfällen der U-Bahn in Großstädten), der Austausch von Informationen zwischen Netzwerken (Telefonie über das Internet) oder geographische Abhängigkeiten bei räumlicher Nähe von Knotenpunkten verschiedener Netzwerke.

Am 28. September 2003 etwa führte der Ausfall einer Trafostation in Italien zu lokalen Ausfällen der Internetverbindung. Da das Stromnetz in Italien über das Interent gesteuert wird führte dessen Ausfall zu weiteren Abschaltungen im Stromnetz und leitete eine Kasakde ein welche letztlich zu einem Stromausfall in fast ganz Italien führte.

In der Wissenschaftszeitschrift Nature haben Autoren jetzt ein mathematisches Model zur Simulation von Störungen in gegenseitig abhängigen Netzwerken entwickelt (Nature 2010 (464) 1025-1028) und diskutiert (Nature 2010 (464) 984-985). Hierbei hat sich gezeigt, das in abhängigen Netzwerken bereits weniger Knotenpunktausfälle zu einem Kollaps des gesamten Netzwerks führen als bei funktionell isolierten Netzwerken.

21.04.2010

Mehr Informationen zur Vulkanaschewolke

Nachricht: Das deutsche Notfallvorsorge-Informationssystem (deNIS) stellt weitere Informationen zur Aschewolke im deutschen Luftraum zur Verfügung. Während das Flugverbot bereits erste Auswirkungen auf die Industrieproduktion zeigt, scheint sich die Lage allmählich zu entspannen.

Verwiesen wird auf eine Seite des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) mit dem Titel "Aschewolke: Sicherheit steht an erster Stelle, Internationale Vorgaben werden befolgt - Noch keine Entwarnung für Luftverkehr", worin das Ministerium Stellung zur Kritik der Luftfahrtindustrie an dem Flugverbot nimmt. Außerdem ist bei deNIS ein Themenspecial zur Beeinträchtigung des Luftverkehrs erstellt worden.

Mittlerweile beeinträchtigt der fehlende Teilenachschub die Industrieproduktion: BMW musste an mehreren Standorten die Produktion drosseln, da Elektronikteile fehlen [Antenne Bayern].

Außnahmen vom Flugverbot sind zwischenzeitlich für einzelne Ambulanzflüge gemacht worden. Dies berichtet das Protal rettungsdienst.de. Demnach wurden Flüge von Italien nach Norwegen (ohne Patient) und von dort aus in die USA durchgeführt.

Die Lage scheint sich insgesamt zu entspannen. Instrumentenflüge sind seit der Nacht bereits für norddeutsche Flughäfen zugelassen, und die Deutsche Flugsicherung geht davon aus im Laufe des heutigen Tages weitere Flughäfen frei geben zu können [DFS-homepage].

19.04.2010

Europäische Impfwoche 24. April bis 1. Mai 2010

Nachricht: Für die Zeit vom 24. April bis 1. Mai 2010 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Europäische Impfwoche ausgerufen. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Impfen eine wesentliche Maßnahme zur Gesunderhaltung von Kindern ist. Ein wichtiges Ziel der WHO ist die Ausrottung von Masern und Röteln bis zum Ende diesen Jahres. Auch für das Personal im Bevölkerungsschutz sind Impfungen eine wichtige Schutzmaßnahme.

Warum nicht diese Aktion zum Anlass nehmen mal den eigenen Impfschutz und auch den der eigenen Einsatzkräfte zu überprüfen? Wesentliche Impfungen für uns Bevölkerungsschutzler sind beispielsweise Tetanus, Hepatitis B (und A) und Influenza. Hinzu kommen noch die anderen allgemein empfohlenen Immunisierungen (siehe Impfkalender des Robert-Koch-Instituts) und eventuell spezielle Impfungen zur Vorbereitung auf Einsätze im Ausland.

Nicht zu vergessen ist der Impfschutz der eigenen Familie. Denn wer kann sich schon auf den Einsatz konzentrieren, wenn die Liebsten zu Hause krank sind...

Mehr Infos auf den Seiten der WHO zur Impfwoche (überwiegend auf Englisch).

16.04.2010

Vulkanausbruch in Island und die Luftrettung

Nachricht: Am 15. April und am 21. März brach der Vulkan Eyjafjallajökull auf Island aus und bewirktete eine gigantische Rauchwolke über Nord- und Mitteleuropa. Weite Teile des Luftraums sind für den Flugverkehr gesperrt. Offenbar sind davon auch einzelne Luftrettungsmittel in Deutschland betroffen.

Die Wolke besteht aus Asche mit Glas-, Sand- und Gesteinsbeimengung und größeren Mengen von Schwefeldioxid. Es besteht die Befürchtung, dass die Asche zu Ausfällen von Flugzeugtriebwerken oder zu blinden Flugzeugscheiben führen könnte. Tausende von Flügen mussten gestrichen werden. Bahn, Mietwagenanbieter und flughafennahe Hotels sind ebenfalls überlastet.

Das FWnetz - Feuerwehr in Netz meldet, dass Kölner Rettungshubschrauber nicht mehr starten dürfen. Auch in Hamburg muss ein Hubschrauber am Boden bleiben. Andere Maschinen im betroffenen Sperrgebiet dürfen dagegen starten.

Das deutsche Notfallvorsorge-Informationssystem deNIS hat heute zwei Hinweise zum Thema veröffentlicht. Zum einen wird auf die Internetseite des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums hingewiesen, auf der über die Satellitenaufklärung der Eruption berichtet wird. Zum anderen verweist deNIS auf Vorhersage-Grafiken zur Ausbreitung der Aschewolke des britischen National Weather Service (Met Office).

14.04.2010

Einschränkungen der Lungenfunktion bei ground-zero-Rettern

Forschung: Während der Rettungsarbeiten nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 in New York (9/11) waren die Einsatzkräfte großer Staubbelastung ausgesetzt. Dies führte zu einer deutlichen Einschränkung der exspiratorischen Lungenfunktion (FEV1) nach einem Jahr. In einer Folgeuntersuchung konnte nun gezeigt werden, dass sich die FEV1-Werte der betroffenen Retter in den folgenden sechs Jahren nicht verbessert haben (NEJM 362 (2010) 1263 - 1272).

Untersucht wurde die exspiratorische Einsekundenkapazität (FEV1) [Wikipedia], ein Maß für bronchiale Obstruktion wie sie im Asthmaanfall oder bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) nach chronischer Bronchitis oder Lungenemphysem auftritt.

Fast 13.000 Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter wurden für diese Arbeit nachuntersucht, was mehr als 90 % der eingesetzten Kräfte entspricht. Nach einem Jahr war die FEV1 bei nicht-rauchendem Rettungsdienstpersonal um im Mittel 267 ml geringer als vor 9/11, bei den stärker Staub-exponierten Feuerwehrleuten sogar um 439 ml.

Sechs Jahre später hatten sich diese Werte weiter verschlechtert. Rettungsdienstkräfte büßten insgesamt 504 ml an Einsekundenkapazität ein, Feuerwehrpersonal dagegen 592 ml.

Die Ergebnisse zeigen, dass mangelnder Eigenschutz gegen vermeintlich wenig gefährliche Noxen wie Staub zu einer dauerhaften Gesundheitsschädigung der Einsatzkräfte führen kann. Die Organisationen im Bevölkerungsschutz sollten Strategien und Schutzmaßnahmen im Umgang mit Staubbelastung im Einsatz überprüfen und im Einsatz konsequent umsetzen.

Originalartikel auf englisch (kostenfrei): http://content.nejm.org/cgi/content/full/362/14/1263

11.04.2010

Seminar Notfall- und Katastrophenpharmazie an der AKNZ

Aus- und Fortbildung: Die Arznei- und Verbandmittelversorgung ist im Katastrophenfall eine wichtige Säule der medizinischen Versorgung. Die Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) trägt diesem Sachverhalt mit einem neu aufgelegten Seminar "Notfall- und Katastrophenpharmazie" Rechnung. Dieses wird im September stattfinden.

Bereits letztes Jahr stand das Thema Katastrophenpharmazie im Blickpunkt: Die Arbeitsgemeinschaft Notfall- und Katastrophenpharmazie in der Dt. Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM) gab 2009 das Buch Katastrophenpharmazie heraus [Bestellung und download].

Dieses Jahr findet nun vom 27. bis 29. September ein Pilotseminar in Notfall- und Katastrophenpharmazie an der bundeseigenen AKNZ in Ahrweiler statt. Das genaue Programm liegt allerdings noch nicht vor.

Seminar-Nummer: 11930/10/39-14 "Pilotseminar Notfall- und Katastrophenpharmazie" 27.-29.09.2010, Meldeschluss: 02.08.2010. [Anmeldevordruck]

08.04.2010

Online-Krankenhauszuweisungssystem in Hessen

Führung & Taktik: Im Einsatzbereich der Leitfunkstelle Frankfurt ist seit kurzem ein Internet-gestütztes Versorgungskapazitäten-Nachweissystem für Krankenhäuser in Betrieb. Initiator des Systems ist das Amt für Gesundheit der Stadt Frankfurt. Krankenhäuser melden bei Bedarf bestimmte Versorgungsbereiche über ein Internetportal ab. Die Leitstelle sowie das Rettungsdienstpersonal im Einsatz kann online ein Krankenhaus mit vorhandener Aufnahmekapazität nachschlagen. In einer zweiten Ausbaustufe sind Funktionen für den Massenanfall von Verletzten in Planung.

Der Nachweis erstreckt sich dabei nicht nur auf die jeweilige Bettenkapazität sondern auch auf die Verfügbarkeit von wichtigen Funktionsbereichen (CT, MRT, Herzkatheter, Schockraum, Beatmungsbetten etc.). Der jeweils aktuelle Stand kann über das Internet unter http://krankenhausfuehrer-suedhessen.de/kapazitaeten/leitstellenansicht.php eingesehen werden.

Zusätzlich generiert das System eine Aufnahmezuweisung bei Abmeldung aller verfügbaren Krankenhäuser. Abmeldungen werden automatisch per E-Mail an die jeweils Verantwortlichen gemeldet.

In Entwicklung ist derzeit eine neue Version, die auch eine Krankenhauszuweisung beim Massenanfall von Verletzten (MANV) möglich macht und so beispielsweise die Arbeit der Sanitätseinsatzleitung unterstützen soll.

Vorteile des Systems sind die große Transparenz was die aktuelle Versorgungskapazität und die Zuweisung von Aufnahmen betrifft. Als nachteilig könnte sich die eingeschränkte individuelle Entscheidungsfreiheit des Rettungsdienstes in Bezug auf das angefahrene Krankenhaus erweisen.

05.04.2010

Milzbrand bei Heroinkonsumenten

Nachricht: Das Robert-Koch-Institut (RKI) informiert aktuell über Milzbrandfälle (Anthrax) bei i.v.-Drogenkonsumenten. Mitte März wurde eine zweite Milzbrand-Infektion im Raum Aachen registriert. Bereits im Dezember starb ein Mann in Aachen nach dem Konsum verseuchter Drogen, aus Großbritannien werden 33 Fälle mit 12 Todesopfern gemeldet (Stand 01.04.).

Die Ansteckung erfolgt über Milzbrandsporen-haltige Drogen, die jeweils injiziert, in einem Fall offenbar auch geschnupft wurden. Der Befall der pulverförmigen Rauschmittel kann nicht erkannt werden. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist so gut wie ausgeschlossen, so dass für Allgemeinbevölkerung und medizinisches Personal keine Ansteckungsgefahr besteht.


Erhöhte Aufmerksamkeit ist jedoch bei Medizinern gefordert, wenn Sie Risikopatienten mit verdächtigen Symptomen behandeln (Hautmilzbrand nach i.v.-Injektion -> leicht zu verwechseln mit Abszess; Lungen- oder Darmmilzbrand nach Schnupfen von Sporen). Über das klinische Bild informiert das RKI in einer letzte Woche herausgegebenen Info-Schrift [Info des RKI vom 30.3.] sowie einer Meldung im www [RKI-Meldung vom 31.03.]. Verdacht und Erkrankung sind meldepflichtig gemäß Infektionsschutzgesetz [IfSG]. Anthrax kann bei frühzeitigem Therapiebeginn erfolgreich antibiotisch behandelt, ein Ausbruch der Krankheit nach Kontakt ebenfalls durch Antibiotika verhindert werden.

Weitere Infos: RKI-Merkblatt Milzbrand

Bild: Hautmilzbrand (Quelle: Wikipedia)

02.04.2010

Wasserwacht Bayern bildet Fachberater Hochwasserschutz aus

Aus- und Fortbildung: Als Pilotprojekt hat die Wasserwacht in Bayern zusammen mit der Bundeswehr-Universität München und dem bayerischen Innenministerium ein Lehrgangskonzept zum Fachberater Hochwasserschutz entwickelt. In einem 4 tägigen Blockkurs wird über den Hochwasserschutz, Deichverteidigung, Gefahrenlagen und arbeiten im Stab unterrichtet. Namhafte Professoren der Bundeswehruniversität leiten diesen Kurs.

Der Kurs findet vom 15.04. bis 18.04.2010 in München statt. Aufgaben der ausgebildeten Fachberater wird sein die Grundlagen der Hochwasserentstehung zu erlernen und verstehen, damit verbundene wasserrettungsdienstspezifische Massnahmen zu treffen, die Koordination der Aufgaben der Wasserrettungszüge der Wasserwacht Bayern und der DLRG bei der Schadensabwehr und die Arbeit in der örtlichen Einsatzleitung (ÖEL). Dieses Konzept ist in enger Zusammenarbeit mit den Innenmisniterium entstanden und soll der fachsprzifische Lehrgang werden, mit dem alle Hilfsorbanisationen arbeiten. Der Lehrgang ist bereits ausgebucht. Mehr Infos an dieser Stelle nach dem Lehrgang.