27.01.2010

Katastrophenschutz-Übung am Flughafen Köln-Bonn

Nachricht: Heute fand im Raum Köln eine der bisher größten Katastrophenschutz-Übungen in der Bundesrepublik statt. Mehr als 3.000 Einsatzkräfte der verschiedenen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben waren beteiligt.

Im Rahmen der Übungsreihe Lükex wurde eine großangelegte Vollübung in Nordrhein-Westfalen (NRW) durchgeführt. Die Helfer sahen sich mit einem mehrstufigen Übungsszenario konfrontiert: zunächst war ein am Flughafen Köln-Bonn auf dem Boden befindliches Flugzeug mit einer Boden-Boden-Rakete beschossen worden, wobei eine größere Anzahl Verletzter angenommen wurde. In der Folge kam es in einem Flughafengebäude zur Detonation einer schmutzigen Bombe, ebenfalls mit mehreren verletzten und kontaminierten Personen. Gegen Abend wurden noch weitere Folgeanschläge in nahegelegenen Städten (Gummersbach, Dormagen, Lemgo) eingespielt. Auch 13 Krankenhäuser waren in die Übung eingebunden.

Die Häufung der Anschläge war eine besondere Herausforderung für die Sicherheitskräfte, da neben der Verletztenversorgung auch die Belange der Sicherheit von Einsatzkräften und der Bevölkerung sicherzustellen waren.

Parallel zur Übung lief der normale Flugbetrieb am Köln-Bonner Flughafen und natürlich auch der Rettungsdienst im Übungsbereich weiter. Für die Übung war ein Budget von 300.000 € veranschlagt.

In anderen Bundesländern fanden Planübungen zu ähnlichen Szenarien statt (Anschlag mit chemischem Stoff in Berlin, Sprengstoffanschlag auf das Oberlandesgericht Schleswig, Anschlagsdrohungen gegen den ÖPNV in München, Flugzeugabsturz im Landkreis Bad Kissingen, Unfall eines Chemietransports im Landkreis Würzburg, Havarie eines Gefahrguttransports in Schleswig).

Quelle: Pressemeldung Land NRW, AFP

LÜKEX

Lexikon: LÜKEX - Länder Übergreifende Krisenmanagement-Übung/EXercise.

Bund und Länder führen in der Katastrophenschutz-Übungsserie LÜKEX seit 2004 Übungen zum nationalen Krisenmanagement durch. Die Serie fußt auf der Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung, die 2002 von der Innenministerkonferenz beschlossen wurde. Seit 2009 existiert auch eine gesetzliche Notwendigkeit für derartige Übungen (§ 14 Gesetz über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes).

Folgende Themen wurden bisher beübt:
- 2004: Terroranschlag, Stromausfall
- 2005: „WM 2006“
- 2007: Pandemie
- 2010: Terrorismus, "schmutzige Bomben"

In Planung:
- 2011: IT-Sicherheit
- 2013: Bio-terroristische Anschläge auf die Lebensmittelkette

Quellen: Homepage des BBK, Behörden-Spiegel

25.01.2010

Protokoll einer Hilfsmission nach Haiti

Nachricht: Ein Team der Hilfsorganisation Navis e.V. befindet sich auf einer Hilfsmission in Haiti. Das Einsatztagebuch findet sich auf www.navisev.de.

Die Helfer der privaten Hilfsorganisation Navis e.V. aus Moosburg a.d. Isar leisten in der Stadt Leogane in Haiti medizinische Hilfe und organisieren von Deutschland aus Hilfsgüter.

Per SMS berichten die Hilfskräfte so gut es die Kommunikationsmöglichkeiten zulassen über die Bedingungen vor Ort. Daneben werden die Maßnahmen in Deutschland vor und während der Mission auf der Seite protokolliert.

23.01.2010

Massenkarambolage auf der Autobahn

Einsatzbericht: LNA Dr. Wolfgang Schreiber aus Teublitz berichtet über einen MANV-Einsatz.

"Am 18.10.09 ereignete sich auf der A93 bei Teublitz eine Massenkarambolage mit nach erster Sichtung 24 Verletzten und Betroffenen.

Die Einsatzstelle erstreckte sich über ca. 220m, was die Übersicht erschwerte. Daher wurden 3 Einsatzabschnitte gebildet und Abschnittleitern eingesetzt: Abschnitt 1 erstreckte sich über 50m am vorderen Ende der Unfallstelle. Hierin befanden sich 3 polytraumatisierte Patienten und ein Patient mit spinalem Trauma. Die Einsatzabschnitte 2 und 3 erstreckten sich über die restliche Einsatzstelle, hierbei lag der Schwerpunkt auf dem Management der leicht- und unverletzten Personen.

Durch den LNA wurde nach Eintreffen eine Erstsichtung durchgeführt und nach 7 Min. die erste Lagemeldung abgesetzt (3x Polytrauma, 1x schwer, 1x mittel, 3 verletzte Kinder, 4x leicht, 12 unverletzt Betroffene). Bewährt hat sich hierbei die Markierung der gesichteten Personen mit schwarzem permanentem Faserstift am Handrücken durch den sichtenden LNA (rechte Hand laufende Nummer in arabischen, links Sichtungsgrad in römischen Ziffern). Dadurch wurde den nachrückenden Kräften eine Identifizierung von noch ungesichteten Patienten ermöglicht. Außerdem konnte später eine einfache Zuordnung der Sichtungsnummern auf die entsprechenden Rettungsmittel erfolgen. Triage-Anhängekarten kamen nicht zum Einsatz.

Durch die faktische Vollsperrung der Autobahn konnten die 2 angeforderten RTH am „Kopf“ der Einsatzstelle auf der Fahrbahn landen und ein Polytrauma sowie einen Patienten mit spinalem Trauma aufnehmen. Die beiden anderen polytraumatisierten Patienten waren bereits reanimationspflichtig und verstarben an der Unfallstelle.

Erschwert wurde der Einsatzablauf durch das permanente Nachrücken weiterer RTWs in den Einsatzbereich. Hier wäre es sicher hilfreich gewesen, an den benachbarten Anschlussstellen Bereitstellungsräume zu schaffen und die Rettungsmittel erst auf Anforderung der SAN-EL bedarfsgerecht in die Einsatzstelle ein- und wieder ausfahren zu lassen. Als weitere praktikable Lösung (Einsatzszenario “Röhre“!) hätte sich auch die Durchtrennung der Mittelleitplanke mit Zuführung von Rettungskräften über die gesperrte Gegenfahrbahn angeboten. Hiervon wurde Abstand genommen, da die Patienten in den weiter hinten liegenden Abschnitten nur leicht verletzt waren. Beim Vorliegen von Patienten mit hoher Transportprioriät in weiter hinten liegenden Einsatzabschnitten wäre ein Abtransport über die Gegenfahrbahn unumgänglich gewesen.

Im Laufe des Einsatzes wandelte sich dieser vom Akutbehandlungs- zum Betreuungseinsatz. So war es bald erforderlich, sich Gedanken über die Nachführung von Kriseninterventions-, SEG-SAN und SEG-Betreuungseinheiten zu machen. Schließlich wurden die betroffenen Personen zu einer Sammelunterkunft im FW-Gerätehaus Teublitz transportiert. Dort konnten sich die Betroffenen abholen lassen. Es erfolgte eine Nachsichtung durch den LNA (es wurden noch 2 Patienten mit HWS-Schleudertrauma bzw. Commotio zur ambulanten Diagnostik überwiesen!). Nach 6 Std. konnte der Einsatz beendet werden."

Falls auch Sie einen aus taktischer Sicht interessanten Einsatzbericht einstellen wollen, schicken Sie ihn mir per E-Mail!

19.01.2010

Erdbeben in Haiti: Bilanz nach einer Woche

Nachricht:
Zur Anzahl der Verletzten oder Toten gibt es keine verlässlichen Angaben, es ist von 80.000 bis 200.000 Toten die Rede. Insgesamt sollen 3 Mio Menschen betroffen sein. Die noch funktionierenden Krankenhäuser sind überlastet, auch deshalb weil Patienten nach der Versorgung kaum bereit sind die Hospitäler wieder zu verlassen.

Es werden immer noch einzelne Überlebende von USAR-Teams (Urban Search and Rescue) aus den Trümmern gerettet. Insgesamt konnten bisher 90 Menschen befreit werden. Zusätzliche Rettungsteams werden aktuell jedoch nicht mehr benötigt.

Drängende Probleme bleiben weiterhin die medizinische Versorgung, die Bestattung der Leichen, Unterkünfte, Wasser, Verpflegung und die sanitäre Situation. Etwa 320.000 Personen wurden bereits mit Nahrungsmitteln versorgt.

Auch die Versorgung mit Treibstoff bleibt problematisch. Dies soll durch Lieferungen aus der Dominikanischen Republik überbrückt werden.

Ausschreitungen scheinen auf einzelne Bezirke von Port-au-Prince beschränkt zu bleiben, die auch vor dem Beben als gefährliche Bereiche bekannt waren. Trotzdem sind Hilfslieferungen auf militärischen Schutz angewiesen.

Auf Anraten der Regierung verlassen Tausende Bewohner die Hauptstadt, um in weniger schwer betroffenen Regionen des Landes bei Angehörigen unter zu kommen. Hierzu werden öffentlich kostenfreie Transportmöglichkeiten angeboten.

Quellen: OCHA Situation Report 18.01., MIC-Daily 19.01.

USAR - Urban Search and Rescue

Lexikon: USAR (Urban Search and Rescue)

Urban Search-and-Rescue (USAR, zu deutsch: Suche und Rettung in städtischen Gebieten) steht für die Ortung, Rettung und Versorgung von Verschütteten, i.d.R. nach Erdbeben, Explosionen oder sonstigen Ursachen von Gebäudeeinstürzen.

Mindeststandards und Zertifizierungen für USAR-Teams werden von der International Search and Rescue Advisory Group (INSARAG) unter dem Dach der UN angeboten.

In Deutschland sind zwei Organisationen von der INSARAG zertifiziert: Die Schnelleinsatzeinheit für Bergung im Ausland (SEEBA) der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk sowie die private Organisation International Search and Rescue (I.S.A.R.) Germany.

Quellen: wikipedia, INSARAG Homepage

17.01.2010

Große KatSchutz-Übung in NRW geplant

Nachricht: Noch im Januar soll in Nordrhein-Westfalen (NRW) eine der bundesweit größten Katastrophenschutz-Übungen durchgeführt werden.

Zentrum der Übung wird der Flughafen Köln-Bonn sein.

Die Übung wird gemeinschaftlich von Bund, Land NRW und nordrhein-westfälischen Kommunen ausgerichtet. Sie ist Teil der Übungsserie LÜKEX (Länder-Übergreifende Katastrophenmanagementübung/-EXercise). Für 2009/10 hat sich LÜKEX dem Themenkomplex Terroranschläge, speziell mit dem Einsatz von CBRN-Tatmitteln (schmutzige Bomben), verschrieben.

Bereits in der Vergangenheit hat das Land NRW durch seine Katastrohenschutzplanungen und groß angelegte -übungen viel zur Entwicklung moderner Einsatzstrategien bei Großschadenslagen beigetragen, insbesondere im Rahmen der Vorbereitung auf die Fußball-WM 2006 und den Weltjugendtag 2005.

14.01.2010

Vorhersage von Katastrophen

Forschung: Verlässt ein komplexes System einen stabilen Zustand, kann dies katastrophale Auswirkungen haben. Solche kritischen Zustandsänderungen erscheinen oft unvorhersehbar. In einer Übersichtsarbeit in der Zeitschrift Nature wurden kürzlich allgemeingültige Vorboten für das Verlassen des Gleichgewichtszustands diskutiert.

Stabile Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass Störeinflüsse rasch ausgeglichen werden, so dass es nicht zu einer anhaltenden Entgleisung des Systems kommt. Bevor ein solches Gleichgewicht zusammenbricht lassen sich Warnsignale identifizieren, welche sich in erstaunlicher Weise für sehr unterschiedliche Systeme recht gleichförmig darstellen (z.B. das Klima, Finanzmärkte oder die Entstehung epileptischer Anfälle) erläutern Marten Scheffer und Mitarbeiter in ihrer Arbeit "Early-warning signals for critical transistions" in Nature 461 (2009), 53-59.

Vor dem Zusammenbruch werden Störeinflüsse wesentlich langsamer ausgeglichen ("critical slowing down"), d.h. es dauert länger bis das System nach Störungen zum Ruhewert zurück kehrt, es steigt die Variabilität der beobachteten Zustände des System und die sog. Autokorrelation nimmt zu.
Ein weiteres Frühwarnsignal ist die Schiefe ("skewness") der Abweichungen vom Ausgangswert: Weicht ein System vorwiegend nach einer Seite ab statt um den Mittelwert symmetrisch zu undulieren spricht dies für die Annäherung an einen kritischen Wendepunkt. Die Steigerung hiervon stellt das Flackern ("flickering") dar. Hierbei geht ein System schon vorübergehend in einen neuen, intermediär stabilen Zustand über bevor es wieder in den Ausgangszustand zurück fällt.

Diese Erkenntisse könnten helfen, die Vorhersage von Katastrophen zu verbessern.

13.01.2010

Schweres Erdbeben in Haiti

Nachricht: Unweit der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince ist es gestern Nacht zu einem schweren Erdbeben gekommen. Das Ausmaß des Schadens lässt sich noch nicht abschätzen.

Die Erdstöße erreichten eine Stärke von 7 auf der Richter-Skala. Von schweren Verwüstungen an Gebäuden wurde bereits berichtet.

Aktuelle Informationen finden Sie in MIC-Daily, dem täglichen Katastrophen-Lagebericht der EU.

10.01.2010

Katastrophenalarm wegen Ostsee-Sturmflut

Nachricht: Sturmtief Daisy hat zu einer Sturmflut an der deutschen Ostseeküste geführt. Auf der Insel Fehmarn sind Teile der Deiche unterspült. Die Trave ist in Lübeck über die Ufer getreten. In einigen Landkreisen wurde Katastrophenalarm ausgelöst.

Lastwägen die Materialien zur Deichverstärkung liefern sollen stecken im Schnee fest. Einige Orte auf vorgelagerten Inseln sind wegen Schneeverwehungen von der Außenwelt abgeschnitten. In einigen Bereichen von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern fällt morgen die Schule aus. Auf Fehmarn viel zudem vorübergehend der Strom aus.

Quelle: Radio Antenne Bayern, BR Radio

Wir gegen Viren: Einfache Schutzmaßnahmen vor Virusinfektionen (Homepage)

Medien-Tipp: Neben medizinischer Therapie und Impfungen stellen nicht-pharmakologische Präventionsmaßnahmen eine wichtige Säule der Epidemie- / Pandemiebekämpung dar. Das Informations-Portal www.wir-gegen-viren.de informiert auf gut verständliche Weise über solche Maßnahmen.

Die Impfung stellt sicherlich die beste Prävention gegen eine Infektion dar. Ist für eine neue Infektionskrankheit (noch) keine Impfung verfügbar, bestehen Kontraindikationen oder Ablehnung gegen eine verfügbare Immunisierung, sind Basis-Hygienemaßnahmen die einzige Möglichkeit das Infektionsrisiko zu senken.

Auf www.wir-gegen-viren.de, einem Internetangebot des Robert-Koch-Instituts, werden solche Präventionsstrategien gut verständlich und optisch ansprechend vermittelt. Angeboten werden flash-Präsentationen, Videospots und herunterladbare Poster und Broschüren. Viele Materialien konnen auch als hardcopy bestellt werden.

Herausgeber: Robert-Koch-Institut
Titel: Wir gegen Viren
Medien-Art: Homepage / Internet-Ressource
URL: http://www.wir-gegen-viren.de

08.01.2010

Bundesregierung storniert Bestellung an H1N1-Impfstoff

Nachricht: Die Bundesregierung hat sich mit dem Impfstoffhersteller Baxter auf eine Reduzierung der bestellten Impfstoffmenge geeinigt. Hintergrund ist eine unerwartet geringe Nachfrage.

Da die Nachfrage nach der Influenza A H1N1-Impfung unerwartet gering ausfällt hat die Bundesregierung mit dem Pandemrix-Hersteller GlaxoSmithKline eine Reduktion der Impfstoffbestellung ausgehandelt. Genaue Zahlen wurden nicht genannt.

Quelle: sueddeutsche.de

Siehe auch Kommentar: Fahrlässige Impfmüdigkeit

Fahrlässige Impfmüdigkeit

Dieser Kommentar bezieht sich auf den Eintrag Bundesregierung storniert Bestellung an H1N1-Impfstoff.

Jetzt ist es amtlich: Die Bevölkerung zeigt nach einem kurzen anfänglichen run auf die H1N1-Grippeimpfung wenig Motivation sich impfen zu lassen. Nur 6 - 10 % der Bevölkerung haben bisher vom Impfangebot gebrauch gemacht. Hierzu haben sicher viele Faktoren beigetragen, u.a. der meist milde Verlauf der Erkrankung, die mittlerweile eingetretene Stille in den Medien zum Thema und nicht zuletzt die Diskussion um die adjuvantierten / nicht-adjuvantierten "Zwei-Klassen-Impfstoffe".

In Wahrheit hat sich mittlerweile herausgestellt, dass der Impfstoff Pandemrix zwar nicht sonderlich gut verträglich, aber sicher ist. Typische Nebenwirkungen klingen rasch wieder ab. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sieht auf Basis der genauen Verfolgung der UAW-Meldungen kein erhöhtes Risiko im Vergleich zu saisonalen Impfstoffen, auch wenn Lokalreaktionen und allgemeines Krankheitsgefühl erwartungsgemäß häufiger beobachtet wird (Risikobericht des PEI vom 22.12.09). Die Sicherheit des Impfstoffes eignet sich also nicht als Ablehnungsbegründung der Impfung.

Die Impfverweigerung seitens der Bevölkerung stellt jedoch den Erfolg der Grippe-Abwehrmaßnahmen schwer in Frage. Nur wenn eine ausreichende Durchimpfung der Bevölkerung erreicht werden kann, lässt sich die aktuelle Pandemiewelle durchbrechen und weitere Verhindern. Gelingt dies nicht, steigt nicht nur das Risiko für weitere Erkrankungen und Todesfälle sondern auch für Veränderungen des Virus (Mutation oder Vermischung mit anderen Influenza-Stämmen), was letztlich zu weit gefährlicheren Varianten führen könnte. Am Ende könnte sogar der vorhandene Impfstoff wirkungslos werden.

Noch gravierender könnten die Auswirkungen der zu beobachtenden Impfmüdigkeit bei den Einsatzkräften im Rettungsdienst werden. Infiziertes Rettungspersonal (das ja schon 24 Std. vor Symptombeginn infektiös sein kann) hat Kontakt mit schwer kranken Patienten, die natürlich ein besonders hohes Sterberisiko im Krankheitsfall haben. Hinzu kommt, das bei einer schwereren Welle der Gesundheitssektor, und gerade auch der Rettungsdienst, verstärkt in Anspruch genommen werden würde, und sich die Gesellschaft eine Schwächung der Einsatzkräfte durch Krankheitsfälle in den eigenen Reihen schlicht nicht leisten kann.

Ich selbst war bestürzt über die überaus geringe Bereitschaft zur Grippeimpfung bei den Einsatzkräften im eigenen Wirkungsbereich und kann nur an alle appellieren sich impfen zu lassen. Oder haben Sie Lust die Neue Grippe nach Hause in Ihre Familien zu zu schleppen? Und last not least: Dieser Appell gilt gleichsam auch für die jährlich wieder kehrende saisonale Grippe.

07.01.2010

Wetterwarnung

Nachricht: Zum Wochenende ist mit größeren Neuschneemengen und strengem Frost zu rechnen. Gleichzeitig werden die Streusalzvorräte knapp.

Insbesondere auf Nebenstrecken ist mit glatten Straßen und Verkehrsbehinderungen zu rechnen.

Quelle: heute journal 06.01.10.

Informationen zur akutellen Warnsituation finden Sie auf www.wettergefahren.de.

06.01.2010

This Week in Virology (Podcast)

Medien-Tipp: Der Podcast "This Week in Virology" (TWIV) ist ein ungemein informatives und unterhaltsames Angebot zum Thema Viren. TWIV bietet Inhalte zu Grundlagen viraler Vermehrungsmechanismen, zur Epidemiologie, aktuellen Informationen zu Ausbrüchen, Impffragen bis hin zu fast schon philosophischen Fragestellungen ("sind Viren lebendig?"). Der Podcast erscheint wöchentlich am Sonntag, dauert 60 - 90 Minuten und ist kostenfrei.

In TVIW führt der US-amerikanische Virologe Vincent Racaniello mit seinen Partnern Dick Despommier, Alan Dove und Rich Condit auf kurzweilige Weise durch das Programm. Häufig werden Gäste zu bestimmten Themen eingeladen und ausgequetscht. Die Zuhörer können Fragen per E-Mail einreichen die dann in der Show beantwortet werden. Last not least geben die Moderatoren in jeder Folge Tipps für lesenswerte Wissenschaftsliteratur ("science picks of the week"). Der Podcast ist in englischer Sprache.

TWIV kann über iTunes, zune marketplace, stitcher oder über die TWIV homepage (www.twiv.tv) bezogen werden.

Autor: Vincent Racaniello und andere
Titel: This Week in Virology - a netcast about viruses - the kind that make you sick
Medien-Art: Podcast
URL: http://www.twiv.tv oder über iTunes
Erscheinungsdatum: wöchentlich
Preis: kostenlos

05.01.2010

Wirkung verschiedener Atemschutzmasken beim Husten

Nachricht, Forschung: Chirurgische Gesichtsmasken und Feinstaubmasken reduzieren den Hustenstoß in etwa gleichem Maße, wie in einem Videobeitrag im New England Journal of Medicine gezeigt (NEJM 361 (2009) e62).

Der Vergleich zwischen der Wirksamkeit von einfachen (und preisgünstigen) chirurgischen Gesichtmasken und Feinstaubmasken zum Schutz vor Infektionsübertragung wird gerade in Pandemiezeiten häufig diskutiert.

Die Wirkung einer konventionellen chirurgischen und einer Feinstaubmaske (amerikanischer N95-Standard) wurde mittels Schlierenaufnahmen verglichen (Video, englische Beschreibung).

Die Studie kann visuell keinen eindeutigen Unterschied bezüglich der Dämpfung des Hustenstoßes zwischen den beiden Masken finden.

Allerdings birgt die Arbeit diverse Einschränkungen: Eine Aussage ist nur für die Anwendung der Masken bei Kranken möglich, nicht bei Gesunden die sich schützen müssen. Zweitens ist nicht unterscheidbar, welcher Anteil der Hustenwolke durch die Maske gefiltert wurde (und damit partikelabgereichert ist) oder aber an der Maske vorbei strömte (Leckage) und damit weiterhin infektiös ist.

04.01.2010

Notfallmanagement, Springer-Verlag 2005 (Buch)

Medien-Tipp: Notfallmanagement: Human Factors in der Akutmedizin (Buch)
Ein ausgezeichnetes, praxisnahes Werk über Teamwork, Fehlervermeidung und erfolgreiche Kommunikation (nicht nur) in der Notfallmedizin.


Komplexe Situationen, arbeiten unter Zeitdruck, hoher Kommunikationsbedarf: Dies sind typische Arbeitsbedingungen in der Notfallmedizin, und gleichzeitig Risikofaktoren für die Entstehung menschlicher Fehler. Welche Mechanismen zu solchen Fehlern führen wird von den Autoren im Kontext der Akutmedizin umfassend beleuchtet.

Doch das Buch bietet weit mehr: Praxisnahe Handlungsstrategien helfen bei der richtigen Entscheidungsfindung, anschauliche Beispiele verdeutlichen theoretische Inhalte und wichtige sicherheitsrelevante Hinweise zur Organisation des Arbeitsumfelds weisen den Weg zu einer "zuverlässigen Akutmedizin".

Ich empfehle dieses Buch allen notfall- und akutmedizinisch Tätigen, da es viel Hintergrundwissen anschaulich zu transportieren versteht und am Ende jedem Leser die Tür zu einem sichereren, professionellen Agieren in kritischen Situationen öffnet.

Autoren: Michael St. Pierre, Gesine Hofinger, Cornelius Buerschaper
Titel: Notfallmanagement: Human Factors in der Akutmedizin.
Medien-Art:
Buch
Jahr: 2005
Verlag: Springer, Berlin
Umfang: 189 Seiten, gebunden
Preis: 34,95 €

02.01.2010

Studentische Ausbildung in Katastrophenmedizin in Regensburg

Aus- und Fortbildung: Kurse in Katastrophenmedizin sind trotz offizieller Empfehlung heute kaum Bestandteil der Medizinerausbildung. Ein entsprechendes Mustercurriculum von BBK, Schutzkommission und DGKM ist an der Universität Regensburg umgesetzt. Ich möchte über das Regensburger Seminar berichten.

Für die katastrophenmedizinische Studentenausbildung wurde im Jahr 2006 vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), der Schutzkommision beim Bundesminister des Innern und der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM) ein Konzept zur studentischen Ausbildung in Katastrophenmedizin erstellt und im Oktober 2007 an alle Universitäten mit der Bitte um Umsetzung versandt. Kernstück des Konzepts ist ein Mustercurriculum.

Seit dem Sommersemester 2009 hat die Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Regensburg ein Seminar nach dem Mustercurriculum eingeführt. Neben zahlreichen Theorievorträgen (siehe den aktuellen Semesterplan kann auf der Webseite des Universitätsklinikums Regensburg) nahmen die Studierenden an einer Reihe von Praxisteilen teil. In zwei Echtzeit-Planspielen übten die Teilnehmer die präklinische Versorgung von zehn bzw. 25 Verletzten (Bild 1).

Zusammen mit der ABC-Komponente der Feuerwehr Pentling im Landkreis Regensburg wurde die Dekontamination von Fahrzeugen geübt. Hierzu schlüpften die Studentinnen und Studenten sogar selbst in entsprechende Schutzanzüge (Bild 2).

Vierundzwanzig Studenten nahmen am Seminar teil, 13 haben bis zum Ende durchgehalten und nach bestandener Prüfung den Schein bekommen. Mittlerweile läuft der zweite Durchgang des Seminars. Das Seminar wurde auf eine laufzeit von zwei Semestern ausgedehnt um die Inhalte zu entzerren. So wurden weitere Themen angeboten (z.B. Katastrophenpharmazie). Allerdings konnten die hohen Teilnehmerzahlen des ersten Seminars nicht wieder erreicht werden.

Die Organisation eines solchen Seminars ist relativ aufwändig, es kommt aber bei den Studierenden sehr gut an. Die Teilnehmer sind motiviert und engagiert; die Evaluationsergebnisse sind durchweg gut bis sehr gut. Vor allem die praktischen Seminarteile werden überdurchschnittlich gut beurteilt.

Internet-Suchmaschine als Mittel zur Pandemie-Überwachung

Nachricht, Forschung: Durch Analyse der Google-Suchanfragen kann eine recht genaue und zeitnahe Aussage über die aktuelle Grippe-Aktivität in einer bestimmten Region gemacht werden.

Die Überwachung der Häufigkeit von Atemwegserkrankungen ist ein wichtiges Mittel zur Erkennung und Überwachung von Grippewellen. Diese Methode bezeichnet man als Surveillance. Neben der Sammlung von Meldungen aus Krankenhäusern und Arztpraxen und Stichprobenuntersuchungen hat sich ein mögliches weiteres Surveillance-Instrument heraus kristallisiert.

Durch die Analyse von bestimmten Suchbegriffen, welche potentiell Grippekranke bei der Suchmaschine Google eingeben um sich über ihre Erkrankung zu informieren, entsteht ein recht genaues Bild der momentanen Grippeaktivität (Google Flu Trends). Die errechnete Vorhersage stimmt sehr genau mit den von den Gesundheitsbehörden ermittelten Häufigkeiten überein und ist dem konventionellen System sogar ein bis zwei Wochen voraus.

Die Ergebnisse wurden kürzlich im renomierten Wissenschaftsfachblatt Nature veröffentlicht (Nature 457 (2009), 1012-1014).

Ob diese Methode auch geeignet ist, regional begrenzte oder bisher unbekannte Krankheitsausbrüche zu detektieren muss sich jedoch noch erweisen.

01.01.2010

Ein neues Jahr, ein neuer Blog...

Warum beginne ich diesen Blog? Wer will das lesen? Letzteres wird sich erweisen, die erste Frage möchte ich versuchen zu beantworten, und damit gleichzeitig einen Vorgeschmack auf die künftigen Inhalte des Blogs geben.

Notfallmedizin ist eine spannende Tätigkeit. Die Anforderungen an alle Beteiligen sind hoch: weitreichende Entscheidungen müssen rasch, basierend auf häufig unzureichender Informationslage und unter großer Arbeitsbelastung getroffen werden. Gearbeitet wird im Team, wobei sich die Mitglieder häufig erst während des Einsatzes kennen lernen. Die äußeren Umstände sind häufig widrig, manchmal sogar gefährlich (Einsatz nachts bei Regen und Kälte inmitten fließenden Verkahrs auf der Autobahn). Trotzdem gelingt es vergleichsweise rasch, eine gewisse Einsatzroutine zu erwerben und so seinen Patienten von einer soliden Könnensgrundlage aus bestmöglich zu versorgen.

Bei Großschadenslagen ändern sich einige Anforderungen grundlegend. Erstens muss es den ersten Rettungskräften vor Ort gelingen, von der Individualversorgung einzelner Patienten umzuschalten auf die Organisation der Versorgung Vieler.
Zweitens wird man zumindest zeitweise mit einem gravierenden Resourcenmangel zu kämpfen haben, betreffend etwa Personal, Material, Transport- und Krankenhausaufnahmekapazität.
Drittens ist eine funktionierende Einsatzleitung vor Ort von entscheidender Bedeutung, deren Leistungen weit über die Teamleitung bei konventionellen Rettungsdiensteinsätzen hinausgehen muss. Der Einsatzleiter muss sich einen umfassenden Überblick über die Schadenslage und die eigene Lage über die gesamte Einsatzdauer hinweg erhalten, muss die Lage wiederholt bewerten, Entschlüsse bezüglich des besten Vorgehens treffen, und diese in konkrete Anweisungen (Befehle) an die unterstellten Kräfte umsetzen (siehe Dienstvorschrift 100). Die hierfür nötigen Kompetenzen benötigtigen jedoch nicht nur die Mitglieder der Einsatzleitung, sondern jeder Beteiligte der Führungsfunktionen im Rahmen eines solchen Einsatzes innehat.

Der geneigte Leser wird sich vielleicht fragen, ob er selbst unter die Rubrik "Führungskraft" im täglichen Einsatz fällt. Mit größter Wahrscheinlichkeit lässt sich diese Frage mit ja beantworten. Bereits der Beifahrer auf jedem RTW hat die Funktion des Teamleiters inne, und jeder Notarzt ist medizinischer Einsatzleiter in seinem Verantwortungsbereich. Die Besatzung, die als erste an einem Großschadensort eintrifft muss sich in der Regel als vorläufige Einsatzleitung herumschlagen können. Folglich kann jeder im Rettungsdienst tätige plötzlich in eine komplexe Führungsrolle hineingeraten.

Die Aufgaben der Einsatzkräfte bei Großschadenslagen lassen sich kaum intuitiv erfüllen, zumal hier eine komplexe Teamleistung gefordert und eine Routineentwicklung aufgrund der Seltenheit solcher Einsätze schwerlich möglich ist. Nur durch Plaunung, Ausbildung und Übung vor Eintritt einer außergewöhnlich großen Lage lässt sich das Rüstzeug für die erfolgreiche Abarbeitung solcher Einsätze erwerben.

Hierzu will dieser Blog einen kleinen Beitrag leisten. Aufgrund eignen Interesses und meiner Funktion als Leiter des Seminars Katastrophenmedizin am Universitätsklinikum Regensburg konsumiere ich eine Menge Informationen zum Thema Bevölkerungsschutz. Hieraus möchte ich die spannendsten, lehrreichsten und aktuellsten Aspekte zusammen tragen, für andere Interessierte aufbereiten und in loser Folge onlien stellen. Die Blogs werden diversen Kategorien zugeordnet, was den raschen Zugriff auf bestimmte Inhalte erleichtern soll. Geplant sind etwa die Kategorien Aus- und Fortbildung, Führung und Taktik, Nachricht, Kommentar, Medizin, Medien-Tipp und Einsatzbericht.

Ich würde mich sehr freuen, eine umfangreiche, bunt gemischte und vor allem aktive Leserschaft für diesen Blog zu haben. Kommentare, konstruktive Kritik, inhaltliche Vorschläge und auch komplette eigene Beiträge der Leserinnen und Leser sind herzlich willkommen. Kommentare zu einzelnen Blogs können direkt unter den jeweiligen Beiträgen eingegeben werden, für alles andere habe ich meine e-Mail-Adresse in der Seitenleiste hinterlegt.

Mit diesem ersten inhaltlichen Blog starte ich dieses kleine Experiment und hoffe, dass es mit Hilfe der Leserschaft zu einem Erfolg wird.