23.01.2010

Massenkarambolage auf der Autobahn

Einsatzbericht: LNA Dr. Wolfgang Schreiber aus Teublitz berichtet über einen MANV-Einsatz.

"Am 18.10.09 ereignete sich auf der A93 bei Teublitz eine Massenkarambolage mit nach erster Sichtung 24 Verletzten und Betroffenen.

Die Einsatzstelle erstreckte sich über ca. 220m, was die Übersicht erschwerte. Daher wurden 3 Einsatzabschnitte gebildet und Abschnittleitern eingesetzt: Abschnitt 1 erstreckte sich über 50m am vorderen Ende der Unfallstelle. Hierin befanden sich 3 polytraumatisierte Patienten und ein Patient mit spinalem Trauma. Die Einsatzabschnitte 2 und 3 erstreckten sich über die restliche Einsatzstelle, hierbei lag der Schwerpunkt auf dem Management der leicht- und unverletzten Personen.

Durch den LNA wurde nach Eintreffen eine Erstsichtung durchgeführt und nach 7 Min. die erste Lagemeldung abgesetzt (3x Polytrauma, 1x schwer, 1x mittel, 3 verletzte Kinder, 4x leicht, 12 unverletzt Betroffene). Bewährt hat sich hierbei die Markierung der gesichteten Personen mit schwarzem permanentem Faserstift am Handrücken durch den sichtenden LNA (rechte Hand laufende Nummer in arabischen, links Sichtungsgrad in römischen Ziffern). Dadurch wurde den nachrückenden Kräften eine Identifizierung von noch ungesichteten Patienten ermöglicht. Außerdem konnte später eine einfache Zuordnung der Sichtungsnummern auf die entsprechenden Rettungsmittel erfolgen. Triage-Anhängekarten kamen nicht zum Einsatz.

Durch die faktische Vollsperrung der Autobahn konnten die 2 angeforderten RTH am „Kopf“ der Einsatzstelle auf der Fahrbahn landen und ein Polytrauma sowie einen Patienten mit spinalem Trauma aufnehmen. Die beiden anderen polytraumatisierten Patienten waren bereits reanimationspflichtig und verstarben an der Unfallstelle.

Erschwert wurde der Einsatzablauf durch das permanente Nachrücken weiterer RTWs in den Einsatzbereich. Hier wäre es sicher hilfreich gewesen, an den benachbarten Anschlussstellen Bereitstellungsräume zu schaffen und die Rettungsmittel erst auf Anforderung der SAN-EL bedarfsgerecht in die Einsatzstelle ein- und wieder ausfahren zu lassen. Als weitere praktikable Lösung (Einsatzszenario “Röhre“!) hätte sich auch die Durchtrennung der Mittelleitplanke mit Zuführung von Rettungskräften über die gesperrte Gegenfahrbahn angeboten. Hiervon wurde Abstand genommen, da die Patienten in den weiter hinten liegenden Abschnitten nur leicht verletzt waren. Beim Vorliegen von Patienten mit hoher Transportprioriät in weiter hinten liegenden Einsatzabschnitten wäre ein Abtransport über die Gegenfahrbahn unumgänglich gewesen.

Im Laufe des Einsatzes wandelte sich dieser vom Akutbehandlungs- zum Betreuungseinsatz. So war es bald erforderlich, sich Gedanken über die Nachführung von Kriseninterventions-, SEG-SAN und SEG-Betreuungseinheiten zu machen. Schließlich wurden die betroffenen Personen zu einer Sammelunterkunft im FW-Gerätehaus Teublitz transportiert. Dort konnten sich die Betroffenen abholen lassen. Es erfolgte eine Nachsichtung durch den LNA (es wurden noch 2 Patienten mit HWS-Schleudertrauma bzw. Commotio zur ambulanten Diagnostik überwiesen!). Nach 6 Std. konnte der Einsatz beendet werden."

Falls auch Sie einen aus taktischer Sicht interessanten Einsatzbericht einstellen wollen, schicken Sie ihn mir per E-Mail!

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