08.01.2010

Fahrlässige Impfmüdigkeit

Dieser Kommentar bezieht sich auf den Eintrag Bundesregierung storniert Bestellung an H1N1-Impfstoff.

Jetzt ist es amtlich: Die Bevölkerung zeigt nach einem kurzen anfänglichen run auf die H1N1-Grippeimpfung wenig Motivation sich impfen zu lassen. Nur 6 - 10 % der Bevölkerung haben bisher vom Impfangebot gebrauch gemacht. Hierzu haben sicher viele Faktoren beigetragen, u.a. der meist milde Verlauf der Erkrankung, die mittlerweile eingetretene Stille in den Medien zum Thema und nicht zuletzt die Diskussion um die adjuvantierten / nicht-adjuvantierten "Zwei-Klassen-Impfstoffe".

In Wahrheit hat sich mittlerweile herausgestellt, dass der Impfstoff Pandemrix zwar nicht sonderlich gut verträglich, aber sicher ist. Typische Nebenwirkungen klingen rasch wieder ab. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sieht auf Basis der genauen Verfolgung der UAW-Meldungen kein erhöhtes Risiko im Vergleich zu saisonalen Impfstoffen, auch wenn Lokalreaktionen und allgemeines Krankheitsgefühl erwartungsgemäß häufiger beobachtet wird (Risikobericht des PEI vom 22.12.09). Die Sicherheit des Impfstoffes eignet sich also nicht als Ablehnungsbegründung der Impfung.

Die Impfverweigerung seitens der Bevölkerung stellt jedoch den Erfolg der Grippe-Abwehrmaßnahmen schwer in Frage. Nur wenn eine ausreichende Durchimpfung der Bevölkerung erreicht werden kann, lässt sich die aktuelle Pandemiewelle durchbrechen und weitere Verhindern. Gelingt dies nicht, steigt nicht nur das Risiko für weitere Erkrankungen und Todesfälle sondern auch für Veränderungen des Virus (Mutation oder Vermischung mit anderen Influenza-Stämmen), was letztlich zu weit gefährlicheren Varianten führen könnte. Am Ende könnte sogar der vorhandene Impfstoff wirkungslos werden.

Noch gravierender könnten die Auswirkungen der zu beobachtenden Impfmüdigkeit bei den Einsatzkräften im Rettungsdienst werden. Infiziertes Rettungspersonal (das ja schon 24 Std. vor Symptombeginn infektiös sein kann) hat Kontakt mit schwer kranken Patienten, die natürlich ein besonders hohes Sterberisiko im Krankheitsfall haben. Hinzu kommt, das bei einer schwereren Welle der Gesundheitssektor, und gerade auch der Rettungsdienst, verstärkt in Anspruch genommen werden würde, und sich die Gesellschaft eine Schwächung der Einsatzkräfte durch Krankheitsfälle in den eigenen Reihen schlicht nicht leisten kann.

Ich selbst war bestürzt über die überaus geringe Bereitschaft zur Grippeimpfung bei den Einsatzkräften im eigenen Wirkungsbereich und kann nur an alle appellieren sich impfen zu lassen. Oder haben Sie Lust die Neue Grippe nach Hause in Ihre Familien zu zu schleppen? Und last not least: Dieser Appell gilt gleichsam auch für die jährlich wieder kehrende saisonale Grippe.

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