05.09.2010

Katastrophenwiederaufbau: Die Armen verlieren, die Volkswirtschaft gewinnt?

NaturkatastropheNaturkatastrophen: Katastrophen treffen selbst in Industrienationen vor allem die sozial Schwachen, während die Gesellschaft als Ganzes durchaus profitieren kann. Dies erläutert John Mutter in einem Meinungsartikel in der Wissenschaftszeitschrift Nature (Nature 2010 (466), 1042) am Beispiel des Hurrikan Katrina, der sich in diesen Tagen zum fünften Mal jährt.

Selbst nach dieser Zeit ist in New Orleans lange nicht alles beim Alten: Die ärmeren Stadtteile der Metropole sind erst zu 24 % wieder bevölkert. Auch wichtige Infrastruktureinrichtungen wie Geschäfte, Schulen und Tankstellen sind weg geblieben. Den Armen ehemaligen Hauseigentümern fehlt, trotz staatlicher Hilfe, häufig das Geld für den Wiederaufbau. Dem gegenüber steht ein Zuwachs der Besiedelung in privilegierten Gegenden von 57 % im Vergleich zur Zeit vor der Überflutung.

Die gute Nachricht: Falls der Wiederaufbau nach größeren Schadensereignissen richtig durchgeführt wird, kann die betroffene Gesellschaft durchaus profitieren. Voraussetzung sei, so Mutter, dass nicht die Wiederherstellung des Vor-Zustands im Rahmen des Katastrophenaufbaus angestrebt wird, sondern nicht optimale Strukturen gezielt verbessert werden. Als Beispiel führt er eine für den tatsächlichen Bedarf zu schmale Brücke an, die von einem Unwetter weggespült wird. Wird diese durch ein bedarfsgerechtes, flutsicheres Bauwerk ersetzt, verbessern sich die Lebensbedingungen für die Bevölkerung und auch die Wirtschaft profitiert. Tatsächlich stand Alaska 5 Jahre nach dem Erdbeben von 1964 besser da als vor dem "Unglück". In den Industrienationen scheint die Wirtschaft insgesamt durch Katastrophen eher gestärkt als geschwächt zu werden.

Die Quintessenz aus diesen Erkenntnissen: Die Zunahme der Kluft zwischen Arm und Reich nach Katastrophen muss entschiedener angegangen werden. Durch richtigen Wiederaufbau, der sich nicht am Vorzustand sondern am Besseren orientiert können betroffene Gesellschaften von Katastrophen durchaus profitieren.

Quellen: Nature 2010 (466), 1042 (kostenpflichtig), Interview mit John Mutter im Nature podcast vom 26.08.2010 (kostenfrei, englisch)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen